Viviane Goergen
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Zum 100. Todestag der französischen Komponistin Marie Jaëll veröffentlicht die luxemburgisch-schweizerische Pianistin Viviane Goergen ein Buch unter der Titel: ‘Marie-Jaëll – Pièces pour piano und Dantes Göttliche Komödie’.

Darin geht es in erster Linie um die Verdingung von Marie Jaëll mit dem italienischen Dichter Dante im Lichte der 18 Klavierstücke, in denen sie die Göttliche Komödie musikalisch interpretiert und umsetzt.

Marie Jaëll

Die Pianistin Marie Jaëll, geborene Trautmann, kam 1846 im Elsass zur Welt und war schon in jungen Jahren eine begabte Pianistin. Im Jahr 1855 spielte sie vor Ignaz Moscheles, der ihr eine große Zukunft prophezeite. 1856 war es Rossini, der bei einem Konzert in Wildbad auf ihr Talent aufmerksam wurde. 1862 konnte sie sich am Pariser Konservatorium einschreiben, wo sie im selben Jahr den ersten Preis für Klavier gewann.

1866 heiratete sie den europaweit bekannten Pianisten Alfred Jaëll (1832-1882). Er verkehrte mit Brahms und den großen Interpreten seiner Zeit. Er war auch mit Franz Liszt befreundet.

Nach dem frühen Tod ihres Mannes verbrachte Marie Jaëll zwischen 1883 und 1885 einige Monate im Jahr bei Liszt in Weimar und erledigte für ihn Korrektur- und Sekretariatsarbeiten. Liszt ermutigte sie, Musik zu komponieren.

Sie studierte dann mit Camille Saint-Saëns und Gabriel Fauré. Unter deren Schirmherrschaft wurde sie 1887 als eine der ersten Frauen überhaupt in die Société des Compositeurs de Musique in Paris aufgenommen.

Sie hinterließ einen Korpus von etwa siebzig Werken verschiedener Genres: Klavierwerke, vierhändige Werke, Konzerte, Werke mit Chor, mit Orchester, Lieder, ein symphonisches Gedicht, Kammermusik und sogar eine Oper, die unvollendet blieb, Runéa.

Auch der Klavierunterricht war ihr ein wichtiges Anliegen. Sie stellte sich einen Unterricht vor, der es jedem Musiker ermöglichen sollte, einen psycho-physiologischen Zustand zu erreichen, indem er seine Energie freisetzen konnte, um die Musik neu zu erschaffen und zum Leben zu erwecken, wie Liszt es tat.

Sie arbeitete mit dem Physiologen Charles Féré zusammen, der ihr sein Labor zur Verfügung stellte, um die Spuren der Abdrücke zu untersuchen, die die eingefärbten Finger ihrer Schüler auf den Klaviertasten hinterließen, und die Reaktionszeit der Finger auf einen Befehl mit einer Stoppuhr zu messen. Sie vervielfachte ihre taktilen, auditiven und visuellen Experimente, die sie bis zu ihrem Lebensende fortsetzte.

Dies nährte die Methode, die sie in einer ersten Version bereits 1894-1895 veröffentlichte. Zwischen 1896 und 1912 veröffentlichte sie mehrere hochspezialisierte Werke, die das Ergebnis ihres beharrlichen Vorgehens waren: La Musique et la psychophysiologie (1896), Le Mécanisme du toucher (1897), L’Intelligence et le rythme dans les mouvements artistiques (1904), Les Rythmes du regard et la dissociation des doigts (1906), Un Nouvel état de conscience et la coloration des sensations tactiles (1910), La Résonance du toucher et la topographie des pulpes (1912).

Marie Jaëll starb am 4. Februar 1925 in Paris.

Viviane Goergen beschreibt in ihrem Buch, wie es Marie Jaëll gelingt, Dantes Weg von der Hölle über das Fegefeuer ins Paradies musikalisch umzusetzen.

Ihren Text begleitet die Autorin nicht nur mit der Einspielung der 18 Klavierstücke Marie Jaëlls, die als CD dem Buch beigefügt ist, sondern auch mit neun Holzschnitten von Salvador Dali zu der Göttlichen Komödie illustriert.

Außer dem Umstand, dass dieses Buch das erste ist, das sich eingehend mit diesem Werk auseinandersetzt, ist es in der Hinsicht außergewöhnlich, dass es den Text in deutschere, französischer und englischer Sprache enthält.

Viviane Goergen
Marie Jaëll – Pièces pour Piano und Dantes Göttliche Komödie
Mit Notenbeispielen, eingelegter CD, sowie Übersetzungen in Französisch und Englisch
24 x 18 cm, 212 Seiten, € 59,50,
ISBN: 978-3-9817062-3-9
Edition Signum Winfried Heid, Heidelberg

Marie Jaëll: Von Himmel und Hölle

 

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