Lost Landscapes; Einojuhani Rautavaara: Lost Landscapes für Violine & Orchester, Fantasia für Violine & Orchester; 2 Serenaden für Violine & Orchester; In the Beginning für Orchester; Simone Lamsma, Violine, Malmö Symphony Orchestra, Robert Trevino; 1 CD Ondine ODE 1405-2; Aufnahme 06.2021, Veröffentlichung 04.2022 (57'32) – Rezension von Uwe Krusch

Die für diese CD titelgebende Komposition ist mit und 20 Minuten für vier Sätze gleichzeitig das umfangreichste Stück, wobei als Einzelsatz die Fantasia herausragt. Im umfangreichen und vielgestaltigen Schaffen von Rautavaara nimmt die Musik für Violine anteilig einen geringen Raum ein. Aber etwa mit den Lost Landscapes, die in vier Lebensstationen seiner jungen Jahre sehr persönliche Emotionen abbilden, stellen sie doch einen wichtigen Punkt dar. Tanglewood, wohin Rautavaara noch auf Empfehlung von Sibelius kam, Ascona, wo er die Zwölftontechnik bei Vladimir Vogel studierte sowie Aufenthalte im Palais Schönburg und West 23rd Street, NY, zeigen die Vielfalt seiner Erfahrungen und deuten damit auch auf die stilistische Breite seiner Werke hin. Für das Ende mögen die beiden Serenaden stehen, die für Hilary Hahn entstanden und erst nach Rautavaaras Tod vervollständigt und uraufgeführt wurden.

Die Geigerin Simone Lamsma legt diese Werke mit Orchesterbegleitung vor, nicht in der Fassung mit Klavier, die etwa für Lost Landscapes auch verfügbar ist. Das eröffnet der Solostimme eine andere Klangeinbettung, als es beim Flügel der Fall wäre. Doch Lamsma kann sich locker gegen das Orchester behaupten. Die über weite Strecken ruhige Musik entfaltet in der Interpretation der Niederländerin einen singenden Charme, der der Musik einen direkt einnehmenden Ansatz gibt. Wer neuer Musik skeptisch gegenüber steht, muss auf dieser Einspielung keine Befürchtungen haben. Vielmehr kann sich dieser angenehm schwebenden Musik ganz hingeben.

Das Spiel des Orchesters ist leider in einem nebulösen Klang eingefangen worden, der wenige Nuancen hörbar werden lässt. Oder spielt das Orchester so? Der Eindruck, dass das Ensemble unter der Leitung von Robert Trevino eigentlich engagiert und eng im Zusammenspiel mit der Solistin agiert, gibt Letzteres nicht her. Die fehlende Klarheit der Aufnahmetechnik könnte auch eine noch schlechtere Gesamtbewertung nach sich ziehen, die dann zu Lasten der Interpreten gehen würde.

The composition that gives this CD its title is at the same time the most extensive piece with 20 minutes for four movements, whereby the Fantasia stands out as the single movement. In the extensive and multifaceted oeuvre of Rautavaara, music for violin takes up a small amount of space. But with the Lost Landscapes, for example, which depict very personal emotions in four stations of his life during his young years, they nevertheless represent an important point. Tanglewood, where Rautavaara came on the recommendation of Sibelius, Ascona, where he studied the twelve-tone technique with Vladimir Vogel, as well as stays at Palais Schönburg and West 23rd Street, NY, show the diversity of his experiences and thus also indicate the stylistic breadth of his works. The two serenades, written for Hilary Hahn and completed and premiered only after Rautavaara’s death, may stand for the last period.
The violinist Simone Lamsma presents these works with orchestral accompaniment; not in the version with piano, which is also available for Lost Landscapes, for example. This opens up a different sound embedding for the solo voice than would be the case with the piano. But Lamsma can easily hold her own against the orchestra. The music, which is quiet for long stretches, unfolds a singing charm in the interpretation of the Dutchwoman, which gives the music a directly engaging approach. Those who are skeptical of new music need have no fears on this recording. Rather, one can give oneself over completely to this pleasantly floating music.
The orchestra’s playing has unfortunately been captured in a nebulous sound that allows few nuances to be heard. Or is that how the orchestra plays? One does actually not get the impression that the ensemble under the direction of Robert Trevino is really committed and closely interacting with the soloist. The lack of clarity in the recording technique could also result in an even lower overall rating, which would then be to the detriment of the performers.

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