Violinsonaten aus Liechtenstein; Josef Gabriel Rheinberger: Sonaten für Violine und Klavier 1 und 2; Jürg Hanselmann: Sonata für Violine und Klavier; Rainer Wolters, Violine, Jürg Hanselmann, Klavier; 1 CD Ars Produktion 38 601; Aufnahme 08.2020 und 06.2021, Veröffentlichung 01.10.2021 (57'02) – Rezension von Uwe Krusch

Die Violinsonaten von Josef Rheinberger fristen eher ein Schattendasein, sind doch sein Klavier- und Orgelwerk sowie die Weihnachtskantate Der Stern von Bethlehem weitaus bekannter. Dabei stellen die Sonaten mit ihrer klassischen Formanlage und dem romantischen Gestus eine Verbindung dieser beiden Epochen her. Umso verdienstvoller ist es, dass sie nun in einer überzeugenden Aufnahme vorliegen. Ergänzt werden sie mit der Violinsonate von Jürg Hanselmann. Dieses Werk, das sich dezent moderner gesetzt, nahtlos hinzufügt, bietet eine Fülle an musikalischen Stimmungen ebenso wie anspruchsvolle technische Aufgaben, die etwa im Finale rhythmischer Natur sind.

Hanselmann ist sogar dreifach beteiligt, als Komponist, Pianist und auch Autor des Textes im Beiheft. Der Geiger Rainer Wolters, langjähriger Partner des Pianisten, hat den Violinpart übernommen. Die beiden Interpreten können sich für ihre Darstellung gegenseitig auf ihre enge Verbundenheit verlassen und auf der Basis dieser Vertrautheit eine entspannt gestaltete, aber spannend musizierte Deutung der drei Sonaten anbieten. Der Pianist Hanselmann bietet den Klavierpart ebenso fein und klar gestaltet an wie er auch den Spagat zwischen Begleitung und eigener hervorgehobener Rolle meistert, so dass ein echtes Duo zu hören ist.

Rainer Wolters beherrscht sein Instrument und kann sich deswegen bei der Gestaltung der Violinstimme auf die musikalische Aussage konzentrieren. So formuliert er die Musik so souverän, dass mögliche Herausforderungen nicht zu hören sind. Vereinzelt lässt er mit romantisch herausklingenden Tönen dieses Element der Musik akzentuiert aufscheinen.

Ihr Zusammenspiel klingt so selbstverständlich, dass der Eindruck entsteht, diese beiden würden nur für sich selbst im Kämmerlein spielen. Dadurch gestalten sie abseits jeder Effekthascherei eine ebenso intensive wie natürlich klingende Version der drei Stücke, was die Stärke der Werke erfahrbar macht und die Hörer das Gehörte genießen lässt.

Josef Rheinberger’s violin sonatas have been rather neglected, while his piano and organ works as well as the Christmas cantata Der Stern von Bethlehem are much better known. Yet, with their classical form and romantic gesture, they establish a connection between these two epochs. It is all the more commendable that they are now available in a convincing recording. They are complemented by the Violin Sonata by Jürg Hanselmann. This work, which is discreetly set in a more modern setting, seamlessly adds a wealth of musical moods as well as demanding technical tasks, such as those of a rhythmic nature in the finale.
Hanselmann is involved threefold, so to speak, as composer, pianist and also author of the text in the booklet. Violinist Rainer Wolters, the pianist’s longtime partner, has taken over the violin part. The two performers can rely on each other’s close affinity for their performance and, on the basis of this familiarity, offer a relaxed but excitingly played interpretation of the three sonatas. The pianist Hanselmann plays the piano part as finely and clearly shaped as he also masters the balancing act between accompaniment and his own emphasized role, so that a true duo can be heard.
Rainer Wolters is a master of his instrument and can therefore concentrate on the musical statement when shaping the violin part. Thus he formulates the music so confidently that possible challenges are not audible. Occasionally he allows the music to appear accentuated with romantic embellishments.
Their interplay is so natural that the impression arises that these two are only playing for themselves. In this way, they create a version of the three pieces that is as intense as it is natural, away from any showmanship, which makes the strength of the works tangible and allows the listeners to enjoy what they hear.

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