Wolfgang Amadeus Mozart: Die Entführung aus dem Serail; Diana Damrau, Anna Prohaska, Thomas Quasthoff, Rolando Villazon, Paul Schweinester, Franz-Josef Selig, Chamber Orchestra of Europe, Yannick Nézet-Séguin; 2 CDs Deutsche Grammophon 4794064; 7(14 (139') – Rezension von Remy Franck

Auf die fein ziseliert, lebendig und frisch musizierte Ouvertüre – eine weniger dominante Piccolo-Flöte wäre noch besser gewesen – folgt die erste Enttäuschung: Rolando Villazon als Belmonte. Sicher, Fritz Wunderlich ist unvergesslich, aber nach ihm hat es noch andere gute Interpreten in dieser Rolle gegeben. Zu viele, als dass man Villazons unkontrollierten Warme-Kartoffel-Gesang ertragen könnte, viele, die nicht nur besser singen als der Mexikaner, sondern die Rolle auch wirklich verstanden haben und den verliebten Edelmann nicht als theatralischen Helden darstellen. Gleich in der ersten Arie irritieren pathetisch aufgeblasene Crescendi und Hopsasa-Akzente. Im Verlauf der Oper wird es nur noch schlimmer. Ein völlig konzeptloses Singen, gequetschte oder sprunghafte Töne, jede Menge seriöser Intonationsprobleme und ein furchtbares Deutsch in den Dialogen brechen jeden Ast ab, an dem ich mich als Hörer festzuhalten versuche.

Leider ist auch Franz-Josef Selig als Osmin nicht unbedingt eine Spitzenbesetzung. Sein Gesang wirkt oft unfrei und nur selten wirklich spontan. Paul Schweinesters Pedrillo ist eindimensional und uninspiriert.

Auf Herrenseite überzeugt nur Thomas Quasthoff in der Sprechrolle des Bassa Selim.

Glücklicherweise bietet Diana Damrau in der Rolle der Konstanze eine Interpretation, die denen, die man im Ohr hat, begegnen kann. Das ist der sublimierte Schmerz, in dem Mozart ein Meister war und der hier mit großem Verzierungsreichtum gestaltet wird. Trotz einiger Verfärbungen und Unebenheiten sowie anderen Abstrichen gegenüber ihrer eigenen Konstanze aus dem Liceu (2011, auf Video bei C-Major) eine gute Leistung!

Anna Prohaska gibt der Blonden viel Charakter und zeigt sich Osmin gegenüber sehr aufsässig. Stimmlich ist sie untadelig.

Das ‘Chamber Orchestra of Europe’ und Dirigent Nézet-Séguin steuern mit ihrem lebendigen Musizieren weitere Pluspunkte bei, aber die gravierenden Mängel von Villazons Gesang sowie die Einschränkungen bei Selig und Schweinester ziehen das Ganze bis hart an die Grenze des Akzeptablen.
Der Tonaufnahme fehlt es etwas an Relief.

Villazon is really bad, the other male singers are just acceptable. On the credit side, one has to note the singing of both Diana Damrau and Anna Prohaska, as well as the lively conducting and the good orchestral playing.

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