Dietrich Buxtehude: Sonaten für Violine, Viola da Gamba und Cembalo op. 1 und 2; Les Timbres (Yoko Kawakubo, Violine, Myriam Rignol, Viola da Gamba, Julien Wolfs, Cembalo); 2 CDS Flora 4320; Aufnahme 10/2020, Veröffentlichung 20/11/2020 (131') – Rezension von Uwe Krusch

Wenn man die abwechslungsreich gesetzten Sonaten op. 1 und 2 von Buxtehude hört, dann fallen dem Zuhörer sofort einige Besonderheiten auf. Die Zahl der Sätze ist uneinheitlich und sie sind keine, wie in Italien typisch, Abfolge von Tanzsätzen. Auch in der formalen Gestaltung fügen sie sich nicht Gehabtes, sondern fokussieren auf den sogenannten Stylus phantasticus, der Ausdruck, Virtuosität und Spannung in den Mittelpunkt stellt. So trocken und norddeutsch stellt sich Buxtehude also nicht dar. Die Besetzung der Melodiestimmen mit kontrastierenden Instrumenten sowie dem vorgegebenen Cembalo verweist allerdings auf die norddeutsche Schule. Ebenso besonders ist die Zahl von jeweils sieben Sonaten, wo doch sechs oder zwölf pro Opus-Nummer geläufig waren.

Die Musiker von Les Timbres sind schon seit der Gründung dabei. Die Geigerin Yoko Kawakubo, die Gambistin Myriam Rignol und Julien Wolf als Cembalist machen sich mit dieser Gesamtaufnahme beider Zyklen auf, um die Feinheiten dieser Werke zu zeigen. Zu Lebzeiten Buxtehudes publiziert, sind diese Sonaten eine ganz besondere Welt. Les Timbres lässt sie mit variabel auf jede Sonate eingehendem Zugang erklingen. Immer engagiert, spielfreudig klangredend, keinesfalls penetrant durchdeklamierend, umspielen sich die beiden Melodieinstrumente unter Einbindung des ebenso mustergültig tontechnisch eingebundenen Cembalos. Variabel agierend mit subtiler Feinheit und gleichzeitig auch großer Expressivität machen sie diese Sonaten zu einer reinen Hörfreude.

When listening to Buxtehude’s variedly set sonatas op. 1 and 2, the listener is immediately struck by a number of special features. The number of movements is inconsistent and they are not, as is typical in Italy, a sequence of dance movements. In their formal design, too, they do not follow what has been taught, but focus on the so-called stylus phantasticus, emphasizing expression, virtuosity and tension. The instrumentation of the melody parts with contrasting instruments as well as the harpsichord refers to the North German School. Equally special is the number of seven sonatas each, whereas six or twelve per opus number were common.
The musicians of Les Timbres have been with the group since its foundation. With this complete recording of both Buxtehude cycles violinist Yoko Kawakubo, gambist Myriam Rignol and harpsichordist Julien Wolf show the subtleties of these works. Les Timbres use a flexible interpretation for each sonata. The two melodic instruments are always engaged, playfully sonorous, and in no way penetratingly declamatory, always surrounded by the harpsichord, which is technically just as exemplary. Variably playing with subtle finesse and at the same time with great expressiveness, Les Timbres make these sonatas a pure joy to listen to.

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