Edvard Grieg: Streichquartette Nr. 1 und 2, Fuge; Meccore String Quartet; 1 CD MDG 903 1998-6; Aufnahmen 10 & 12/2016, Veröffentlichung 03/2017 (57'09) – Rezension von Uwe Krusch

Die Verszeile ‘Nach ihr nur stand mein Verlangen’ aus einem Gedicht von Ibsen war einerseits der Ausgangspunkt für ein Spielmannslied, das Grieg vertont hat. Andererseits bot diese Musik auch die Grundlage für den Charakter des ersten Satzes seines bekanntesten Kammermusikwerks, des Ersten Streichquartetts. Damit stellte er faktisch eine Verbindung zwischen der kleinen Form des Liedes und dem großformatigen Quartett her und zeigt damit, vielleicht unbewusst, dass er beide Formen beherrscht.

Charakteristisch und damit für viele ablehnende Zeitgenossen ungewöhnlich in seinem Quartett sind die orchestrale Faktur, häufige Stimmkopplungen und Unisonopassagen sowie der teilweise extrem kurzgliedrige Verlauf. Dieser radikale Klang kann aber auch an die große Fuge von Beethoven erinnern.

Ein weiteres Kennzeichen des Werkes ist die von der zeitgenössischen Kritik als Grimassenhaftigkeit beschriebene Synthese aus zyklischer Form und national geprägter Motivik. Grieg selber sah dieses Werk als eines seiner besten an.

Das zweite Quartett konnte Grieg nicht mehr fertig stellen. Lediglich zwei Sätze sind komplett überliefert. Doch auch in diesen beiden Sätzen erkennt man den leichteren und fröhlicheren Ansatz gegenüber dem vollendeten Werk, in das er persönliche Stimmungen einarbeitete, die sich aus dem abgekühlten Verhältnis zu seiner Frau ergaben. Eine souveräne Beherrschung der Fugentechnik und die Erprobung der Ausdrucksmöglichkeiten des Quartetts ergeben sich aus dem im Studium komponierten Fugensatz.

Für die Komposition des ersten Quartetts zog sich Grieg nach Lofthus am Hardangerfjord zurück, um in der ländlichen Einsamkeit die nötige Ruhe zu finden, obwohl ja auch sein Haus Troldhaugen am idyllischen Fjord zu seiner Zeit nicht gerade in hektischer Umgebung lag.

In der Interpretation des gerade zehn Jahre alten polnischen ‘Meccore String Quartet’ sind diese Idylle und Ruhe herauszuhören. Insbesondere der Einstieg gelingt zwar kraftvoll, aber eben auch ausgeglichen und ohne Forcierung, wo andere Quartette eckiger und rauher zupacken. Dieser Linie bleiben die vier Musiker treu, wenn sie im Verlauf auch vereinzelt die Felsen der Fjorde markieren. Dieser charmantere Ansatz trägt natürlich in dem ohnehin stimmungspositiveren zweiten Quartett umso mehr. Das ‘Meccore String Quartet’ bleibt seinem Ansatz treu und liefert damit eine schlüssige Deutung dieser intensiven Werke.

Edvard Grieg’s string quartets of  as well as an early quartet fugue are heard on this CD in a beautifully lyrical and totally coherent interpretation.

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