
Verlangen nach Heimat, nach Familie, nach Leben – viele jüdische Mitmenschen mussten sich diesem Sehnen währen der Nazi-Zeit stellen. Komponisten wie Erich Zeisl, Arnold Schönberg, Alexander Zemlinsky und Henriëtte Bosmans zwangen sich ins äußere und innere Exil, um wieder Leben zu spüren.
Den großen Zwiespalt zwischen Leere, zwischen Resignation und Zuversicht thematisieren der Bariton Äneas Humm und die Pianistin Renate Rohlfing auf ihrem aktuellen Album.
Wie kann man quasi Unsagbares in Worte und Musik fassen und es auch angemessen zum Ausdruck bringen? Die beiden Interpreten gehen ihre Lektüre dieses Lied-Programms mit Demut an, stellen sich in den Dienst der Werke, indem sie deren Aussage verinnerlichen und mit der nötigen Sensibilität wiedergeben. Nichts bleibt gleichgültig in ihren Interpretationen, die etliche Facetten von Sehnsucht deklinieren: Tragik, Wehmut, auch Wut und wildes Aufbegehren – aber niemals unverrückbarer Pessimismus. Immer wieder bricht sich ein Hauch von Zuversicht, von freundlicher Stimmung, ein kleines Lächeln Bahn.
Äneas Humm hat eine Stimme mit einer feinen Ausstrahlung, die den Texten ohne allzu große vokale Geste die nötige Tiefe verleiht – auch wenn bei ihm selbst der Übergang in das tiefe Register nicht immer ganz ohne Reibungsverluste verläuft.
Renate Rohlfing ist eine sehr aufmerkasame Partnerin am Klavier, die Großen Anteil am klanglich spannenden Licht- und Schattenspiel hat, in dem sich Musik und Texte der einzelnen Lieder bewegen.
Many Jewish people had to face the yearning for home, family, and life during the Nazi era. Composers such as Erich Zeisl, Arnold Schoenberg, Alexander Zemlinsky, and Henriëtte Bosmans forced themselves into exile, both internal and external, to feel alive again.
On their latest album, baritone Äneas Humm and pianist Renate Rohlfing explore the profound conflict between emptiness, resignation, and confidence.
How can one put the virtually unspeakable into words and music, and express it appropriately? With humility, the two performers approach their interpretation of this song program, placing themselves at the service of the works by internalizing their message and reproducing it with the necessary sensitivity.
Their interpretations express the many facets of longing: tragedy, melancholy, anger, and wild rebellion, but never unshakeable pessimism. Again and again, a hint of confidence or a friendly mood breaks through, bringing a small smile.
Humm’s voice has a delicate charisma that lends the texts necessary depth without excessive vocal gestures, though his transition to the low register is not always smooth.
Renate Rohlfing is an attentive piano partner, playing a major role in the exciting interplay of light and shadow in which the music and lyrics of the individual songs move.