François Couperin: Leçons de Ténèbres; Sébastien de Brossard: Triosonaten, Stabat Mater; Lucy Crowe, Elizabeth Watts, La Nuova Musica, David Bates; 1 SACD Harmonia Mundi HMU 807659; Aufnahmen 10/2015, Veröffentlichung 8/2016 (70'32) – Rezension von Uwe Krusch

Der Titel der CD verheimlicht etwas: Neben den ‘Leçons de Ténèbres’ von Couperin kann der Hörer sich auch an zwei Sonaten und dem ‘Stabat Mater’ von Sébastien de Brossard erfreuen. Der Titel von Couperins Kompositionen bezieht sich auf die Gebetszeiten in den letzten drei Tagen der Karwoche, die, wenn nach und nach alle Kerzen gelöscht wurden, im Dunkeln enden. Von den ursprünglich neun ‘Leçons’, von denen jeweils drei pro Tag gespielt wurden, sind nur die drei vorgestellten erhalten. Ihre Gestaltung ist hervorragend auf den Transport der Botschaft der Klagelieder abgestimmt. Sie halten sich zwar an den französischen Stil, verbinden aber diesen mit dem italienischen Stil und expressive Dramatik mit liturgischer Tradition.

Der Komponist Brossard lebte nach französischen Maßstäben am Rande Frankreichs. Vor seiner Zeit in Meaux war er Kapellmeister am Straßburger Münster. Neben seinen Kompositionen ist er als Autor eines Musiklexikons und als Sammler von Noten, die heute noch in der ‘Bibliothèque nationale’ lagern, in Erscheinung getreten. Sein Aufenthalt in Straßburg war hierzu hilfreich, da er eine bereits existierende Sammlung übernehmen konnte. Außerdem erlaubte die Nähe der Stadt zum deutschsprachigen Raum einen guten Austausch verschiedener Musikstile.

Aus seiner Straßburger Zeit stammen die zwei Triosonaten für zwei Violinen und Basso continuo. Die tiefe Bewunderung von Corelli, Grassi und Legrenzi kommt in diesen Werken zum Ausdruck. Das ‘Stabat Mater’ schrieb er in Meaux. Durch den wechselnden Gebrauch der Singstimmen mit ein bis drei Solostimmen erhalten diese Trauertexte über den Schmerz der Jungfrau Maria eine sehr persönliche Ausprägung.

Alle Werke auf dieser CD sind formidable Beispiele für die sogenannten ‘Goûts réunis’.

Die Sopranistinnen Lucy Crowe und Elizabeth Watts sind die Solistinnen in den ‘Ténèbres’, zunächst einzeln, in der dritten zusammen. Sie beeindrucken mit jungen, hellen Stimmen und ergänzen sich klanglich ausgezeichnet.

Im ‘Stabat Mater’ werden die Soli von Mitgliedern des Chores von ‘La Nuova Musica’ überzeugend gesungen. Die Instrumentalisten des Ensembles unter Leitung von David Bates sorgen für eine sensible und tragende Unterstützung der Sänger und entfalten in den Triosonaten ihre solistischen Kompetenzen.

The compositions by Brossard and Couperin reunited on this CD are good examples for the so called goûts réunis. The vocal and instrumental performances are outstanding.

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