Verdi Quartett

Vom 28. August bis 7. September können die Musikfreunde beim Festival ‘vielsaitig’ im bayerischen Füssen verschiedenste Aspekte der Macht erfahren. Vor genau 700 Jahren hat ein Pakt zwischen Kaiser Heinrich VII. und dem Augsburger Bischof die Geschichte der in den Allgäuer Hügeln und inmitten einer bezaubernden Seenlandschaft gelegenen Stadt wesentlich beeinflusst. Der weltliche Herrscher verpfändete dem geistlichen Herrn die Stadt Füssen, um sich für einen geplanten Italienfeldzug ausreichend mit Reitern und Rossen versehen zu können. Da Heinrich jedoch noch im selben Jahre (1313) in Siena das Zeitliche  segnete, blieb das Unterpfand bis 1806 im Machtbereich der Augsburger Geistlichkeit …

Ausgehend von diesem politischen Winkelzug findet in diesem Jahr unter der Ägide des Verdi Quartetts das 11. Festival ‘Vielsaitig’ statt. Und wie in jedem Jahr, so geben auch heuer Susanne Rabenschlag, Matthias Ellinger, Karin Wolf und Zoltán Paulich den Grundton der Ereignisse vor. Beginnend mit Joseph Haydns seit jeher symbolträchtigem ‘Kaiserquartett’, treffen sie mit Dmitri Shostakovichs autobiographischem achten Streichquartett ins Zentrum der schwarzen Mächte, bevor Ludwig van Beethoven mit seinen späten Worten einen heiligen Dankgesang an die Gottheit anstimmen darf.

Ferner gestalten die Musiker des Verdi Quartetts gemeinsam mit dem Pianisten Hatem Nadim und dem Klarinettisten Norbert Kaiser am 30. August einen Themenabend mit Musik von Franz Schubert (Der Tod und das Mädchen) und Olivier Messiaen (Quartett auf das Ende der Zeit).

Der Füssener Kulturamtsleiter Thomas Riedmiller wird über das Machtgerangel 1313 berichten und eine Führung zu verschiedenen Totentanz-Darstellungen leiten, die Teilnehmer des traditionellen Kammermusik-Meisterkurses bestreiten mehrere Teestunden-Konzerte in der Orangerie, und am Ende gastiert das Freiburger BarockConsort im Kloster St. Mang mit Johann Sebastian Bachs Musikalischem Opfer, das noch einmal die Schnittstelle zwischen der Macht der Musik und der Politik markiert: Der Thomaskantor erhielt bekanntlich das Thema zu seiner intelligenten Darreichung von Friedrich II. persönlich.

Und dann gibt es auch noch den Besuch des exzentrischen Organistin Cameron Carpenter, der am 3. September zunächst die Hauptorgel der St. Mang Kirche inspizieren und dann entscheiden wird, welche Musik ihm für diese ganz spezielle Königin der Instrumente geeignet scheint.

Weitere Informationen: www.festival-vielsaitig.fuessen.de

 

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