Maurice Ravel: Concerto pour la main gauche, Concerto en sol majeur; Florent Schmitt: J'entends dans lointain...; Vincent Larderet, Klavier; OSE Symphonic Orchestra, Daniel Kawka; 1 SACD Ars 381786; 2/2015 (53'45) – Rezension von Remy Franck

In der Tiefe der Nibelungenwelt beginnt Maurice Ravels Konzert für die linke Hand, und Vincent Larderet verstärkt den Eindruck mit sonor-mächtigen Klavierklängen in einer recht halligen Tonaufnahme. Das gibt der Musik etwas Geheimnisvolles, Archaisches, zumal die Rhythmik nicht nur in den Allegro-Teilen stark betont wird. Die Farben wechseln vom Dunklen zum Grellen, und doch scheint immer ein transparenter Schleier über dem Ganzen zu legen, als sei das, was wir da an ‘kriegerischen’ Klängen, an unbeschwerter Jahrmarktstimmung und an Exotik hören, nur ein Traum, eine Reminiszenz von früher, und man erinnert sich nicht von ungefähr an den Schluss von Respighis ‘Pini di Roma’.

Diese höchst eigenwillige Interpretation des ‘Concerto pour la main gauche’ wird nicht jedem gefallen, aber mit so individuell und maximal herausgeschälten Stimmungen hat die Musik ein starkes, bezauberndes Erlebnispotenzial, das man nicht verachten sollte.

Von unglaublich starker Wirkung ist auch Florent Schmitts ‘J’entends dans le lontain’, die Ersteinspielung der Version für Klavier und Orchester, wo in einer perfekten Balance zwischen dem expressiven Klavierspiel und dem stimmungsschürenden Orchesterklang die Progression zum Klimax und die Rückkehr in ruhigeres Fahrwasser hervorragend realisiert wird. Das von Kawka inspirierte Orchester ist herausragend und stimuliert die Sensualität des Hörers.

Nicht weniger begeisternd ist die Einspielung des G-Dur-Konzerts von Ravel. Dirigent und Solist lassen keine Möglichkeit ungenützt, Nuancen wie auch Kontraste herauszuarbeiten, und so entsteht ein Klangkosmos von unerhörtem Reichtum zwischen Verträumtheit und Verve, zwischen brutal einschneidenden und ätherischen Klängen.

Ohne das Spiel von Vincent Larderet im Geringsten abwerten zu wollen: im Adagio ist es vor allem das Orchester, das mich fasziniert. Das was Kawka und seine OSE-Musiker hier zu Gehör bringen, ist ein packender orchestraler Anschauungsunterricht mit stupend plastischer Klangmalerei.

Im Presto scheinen sich Pianist und Dirigent gegenseitig mit raffinierten Klängen und Akzenten überbieten zu wollen. Das Rennen endet unentschieden und hinterlässt den Zuhörer in totaler Verblüffung.

Flabbergasting performances by both pianist Vincent Larderet and conductor Daniel Kawka. The OSE Orchestra supports the soloist with a sound of almost miraculous richness.

 

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