Poetic Scenes; Robert Schumann: Kinderszenen op. 15; Carl Reinecke: Liedtranskriptionen von Schumann; Vianna da Motta: Cenas Portuguesas op. 9; Alexandre Rey Colaço: Fados para piano; Oscar da Silva: Fado Nr. 3 aus Paginas Portuguesas; Eduardo Burnay: Fado; Vasco Dantas, Klavier; Aufnahme 10/2019, Veröffentlichung 03/04/2020 (78'27) - Rezension von Remy Franck

Der 1992 in Porto geborene Vasco Dantas präsentiert sich auf dieser SACD von Ars Produktion mit einem ebenso anspruchsvollen wie gefährlichen Programm. Mit ähnlichen Kollektionen von Poetischen Szenen haben nämlich andere Interpreten Schiffbruch erlitten. Für Lang Lang etwa gerieten Schumanns Kinderszenen zum interpretatorischen Fiasko.

Dantas nutzt die lyrisch-poetische Grundstimmung, die sich wie ein roter Faden durch alle Stücke zieht, nicht zur eitlen Selbstinszenierung und auch nicht, um in der Poesie zu schmachten. Er überzeugt vielmehr durch sein natürliches Spiel, das ein ebenso natürliches Verhältnis zur Musik deutlich macht. Mit feinem Anschlag, kluger Phrasierung und viel Sensibilität geht er diese vielschichtige Musik an und gibt jedem Werk sein Profil und seine Persönlichkeit. Ganz besonders imponieren mir Schumanns Kinderszenen und Vianna da Mottas Cenas Portuguesas, die sehr poetisch gespielt werden und doch hin und wieder auch eigenwillig rhythmisch. Im Schumann-Zyklus  respektiert er voll und ganz die Einfachheit des Ausdrucks, die der Komponist expressis verbis genannt hat und die vielen Interpreten nicht gelingt,  insbesondere in Am Kamin, das so oft auf erhabene oder auch meditative Weise gespielt wird, was grundlegend falsch ist. Dantas stellt es als ein einfaches Konversationsstück vor, was hundertprozentig passt.

Auch in den Fados ist das Stilgefühl des Pianisten exemplarisch. Seine warmherzigen Interpretationen veredeln die Stücke ohne Intellektualität oder Recherche durch feinsinniges, natürliches Musizieren, in das  – wie in den übrigen Werken – viel Poesie, aber keine Gefühlsüberschwänge eingebracht werden. Mit diesem technisch einwandfreien, in den Farben nuancenreichen, vor allem aber sehr ehrlichen Spiel spricht Dantas das Herz des Zuhörers an, ohne dass dieser das Gefühl hat, gegängelt zu werden.

Die Surround-Tonaufnahme von Manfred Schumacher hat die gleiche Natürlichkeit und darf als perfekt bezeichnet werden.

On this SACD from Ars Produktion Vasco Dantas, born in Porto in 1992, plays a program that is as demanding as it is dangerous. With similar collections of poetic scenes other performers have been shipwrecked. For Lang Lang, for example, Schumann’s Kinderszenen turned into an interpretational fiasco.
Dantas does not use the basic lyrical-poetic mood that runs like a thread through all the pieces for vain narcissism, nor to languish in poetry. Rather, he convinces with a very natural playing, which clearly shows an equally natural relationship to music. He approaches this varied program with a fine touch, intelligent phrasing and a great sensitivity, so giving each work its profile and individual character. I am particularly impressed by Schumann’s Kinderszenen and Vianna da Mottas Cenas Portuguesas, which are played very poetically and yet at the same time are occasionally rhythmically idiosyncratic. In the Schumann cycle he fully respects the simplicity of expression which the composer asked for and which many performers fail to achieve, especially in Am Kamin, which is so often played in a grandiose or even meditative way, which is fundamentally wrong. Dantas presents it as a simple conversation piece, which fits one hundred percent.
The pianist’s sense of style is no less exemplary in the Fados. His warm-hearted interpretations ennoble the pieces without intellectuality or research through subtle, natural music-making. As in the other works there is much poetry but no emotional exuberance. With this technically flawless, finely nuanced playing, which is above all very honest, Dantas appeals to the heart of the listener without giving him the feeling of being pressed.
The surround sound recording by Manfred Schumacher has the same naturalness and can be described as perfect.

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