En variant; Nicolas Bacri: Sonate für Violine & Klavier Nr. 4 (In Anlehnung an Brahms); Guillaume Lekeu: Sonate für Violine & Klavier G-Dur;  Olivier Messiaen: Thema & Variationen; Carlotta Malquori, Violine, Andrea d'Amato, Klavier; # Ars Produktion 38370; Aufnahme 10.2023, Veröffentlichung 03.-16.05.2024 (65'10) – Rezension von Uwe Krusch

Auf drei in Frankreich komponierte Werke für Violine und Klavier haben sich die Interpreten für dieses Album fokussiert. Das bekannteste dürfte Thema und Variationen von Olivier Messiaen sein. Guillaume Lekeu hat als Schüler von César Franck eine Sonate ganz in seinem Sinne und man mag auch sagen dieser Klasse geschrieben. Zu der jungen, aber schon sehr oft zu hörenden Komponisten gehört Nicolas Bacri.

Ist die Musik bei Messiaen Ausdruck spirituellen Seins, so handelt es sich bei Lekeus Sonate um ein Werk mit singbarem Ausdruck. Bacri setzt bei der zweiten Sonate von Brahms sowie bei dem Frei aber einsam bzw. frei aber froh an und formt daraus mit den Tönen F A E Fis ein Thema seines Werkes, das er mit erweiterter, aber nicht ausufernder Tonalität. Alle eint die mehr oder weniger ausdrückliche Variationsform.

Die aus Italien stammenden Interpreten haben die so unterschiedlichen Stücke angenommen und schaffen es, den jeweils eigenen Charakter heraus zu kitzeln. Bei der Sonate von Bacri arbeiten sie klar heraus, dass die zwei Themen in Charakter und Stimmung, in melodischer Ausgestaltung und auch rhythmisch kontrastieren. In der Durchführung finden sich die von Bacri selbst benannten Variationsverfahren, eines die Themen fragmentierend, das zweite metamorphosierend. Die sich aus den kompositorischen Elementen ergebenden wechselnden Atmosphären bieten Carlotta Malquori und Andrea d’Amato in technisch ausgereifter und spannend gestaltender Interpretation an, bis sie am Ende des Werks zur Stimmung des Anfangs zurückkehren.

Die bei Bacri zum Schluss ätherische Stimmung findet sich auch in Thema und Variationen von Messiaen. Dieses kürzere, aber dennoch spannungsreich dargestellte Werk bilden sie mit immer größerer Intensität an, bevor am Ende die Urform der Melodie wieder kehrt. Trotz der hier äußerst langsam und hoch gesetzten Geigenstimme können die Interpreten die Intensität halten.

Lekeus Violinsonate stellen sie in der ihr immanenten Ausgewogenheit und Reinheit des Ausdrucks dar. Es gelingt ihnen, die ausgewogene Beziehung zwischen den Instrumenten in einer sensiblen Deutung zu verdeutlichen und auch, die zyklische Einheit von Form und Melodie herauszuheben.

The performers have focused on three works for violin and piano composed in France for this album. The best known is probably Theme and Variations by Olivier Messiaen. As a pupil of César Franck, Guillaume Lekeu wrote a sonata entirely in his spirit and, one might say, in his class. Nicolas Bacri is one of the young, but already frequently heard composers.

While Messiaen’s music is an expression of spiritual being, Lekeu’s sonata is a work with singable expression. Bacri takes Brahms’ second sonata and Frei aber einsam and frei aber froh as a starting point and uses the notes F A E F sharp to form a theme for his work, which he develops with extended but not excessive tonality. They are all united by the more or less explicit variation form.

The performers from Italy have taken on these very different pieces and manage to tease out the individual character of each. In Bacri’s sonata, they clearly work out that the two themes contrast in character and mood, in melodic development and also rhythmically. In the development section, we find the variation techniques named by Bacri himself, one fragmenting the themes, the second metamorphosing them. Carlotta Malquori and Andrea d’Amato offer the changing atmospheres resulting from the compositional elements in a technically mature and exciting interpretation, until they return to the mood of the beginning at the end of the work.

Bacri’s ethereal mood at the end can also be found in Messiaen’s theme and variations. They build up this shorter but nevertheless exciting work with increasing intensity before the original form of the melody returns at the end. Despite the extremely slow and high violin part there, the performers are able to maintain the intensity.

They perform Lekeu’s violin sonata with its inherent balance and purity of expression. They succeed in clarifying the balanced relationship between the instruments in a sensitive interpretation and also in emphasizing the cyclical unity of form and melody.

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