John Adams: Violinkonzert; Erich Wolfgang Korngold: Violinkonzert; Ilya Gringolts, Violine, Copenhagen Phil, Santtu-Matias Rouvali (Adams), Julien Salemkour (Korngold); 1 CD Orchid ORC 100066; Aufnahme 10/2013 und 04/2015, Veröffentlichung 04/2017 (56:31) – Rezension von Uwe Krusch

Wenn zwei Solokonzerte des 20. Jahrhunderts zusammenkommen und beide modern klingen, dann muss es sich trotzdem noch lange nicht um Zwölftonmusik handeln. Obwohl als Stück einer neuen kompositorischen Ära einzuordnen, sieht Adams sein Konzert selber als ein ‘Fin de siècle’-Werk, weil es rückblickend und reflektiv ist und weniger experimentell. So ist bereits die Form sehr konventionell mit drei Sätzen, dem rhapsodischen Einleitungssatz, dem langsamen Mittelsatz in Form einer Chaconne und als Finale eine virtuose getriebene Toccata. Die Violine entwickelt durch das gesamte Werk eine melodische Linie und damit eine Komponente, die der sogenannten minimalistischen Musik fremd ist. Das Orchester zeigt noch Elemente der minimalistischen Epoche Adams, wenn es rhythmisch prägnante und treibende Muster fortlaufend weiter entwickelt.

Korngolds Violinkonzert, von Heifetz aus der Taufe gehoben, geht eine ganz andere Richtung. Auf eindeutig tonaler Basis verwendet der Komponist komplexe Harmonien. Die von Anfang an begeisterte Aufnahme beim Publikum ist dem Melodienreichtum geschuldet, der dem Werk fast schon den Charme eines Charakterstücks für einen Sänger verleiht. Die Kritik stempelte es vor dem Hintergrund von Korngolds Kariere als erfolgreicher Filmkomponist als zu seicht ab.

Der Geiger Ilya Gringolts, dessen fantastische technische Fähigkeiten und tiefgehende Musikalität immer wieder attestiert werden können, bewältigt auch diese beiden Werke mit Leidenschaft und stupender Technik. Bei Korngold zeigt die Aufnahme auch die spielerische Leichtigkeit und den Fluss, der gerade ein so melodiöses Werk auszeichnet.

Bei Adams fehlt der Esprit ein wenig. Obwohl eigentlich tadellos dargeboten, wirkt die Darbietung ein wenig unfrei, als ob er sich das Werk innerlich noch nicht vollständig zugeignet hat.

Die beiden Dirigenten an der Spitze der Copenhagen Phil haben sich bereits trotz ihrer Jugend große Meriten verdient. Rouvali, Chef in Tampere und demnächst in Göteborg, hat die Zügel bei Adams in der Hand und kann so die rhythmische Prägnanz herausarbeiten. Salemkour, Assistent Barenboims und Staatskapellmeister an der Staatsoper Berlin, bringt im Korngold die Farben zum Leuchten, ohne mit Neonfarben zu übertreiben. Das Orchester meistert die Aufgabe als Begleiter in diesen anspruchsvollen Stücken ohne Fehl und Tadel, vielleicht aber auch, ohne die letzte Nuance an Schliff zu erreichen.

Ilya Gringolts’s performances of the violin concertos by Adams and Korngold are technically flawless and generally show a gorgeous musical sense. However in the Adams Concerto, the violinist is not quite reaching his usual outstanding artistic superiority.

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