Ludwig van Beethoven: Streichquartett e-Moll opus 59/2; Philippe Hersant: Streichquartett Nr. 4 (The Starry Sky); Quatuor Girard (Hugues, Agathe, Odon und Lucie Girard); 1 CD Paraty 318167; Aufnahme 09/2017; Veröffentlichung 06/2018 (59'59) – Rezension von Uwe Krusch

« Der bestirnte Himmel über mir und das moralische Gesetz in mir“, dieser Satz von Immanuel Kant findet sich auch in den Konversationsheften von Beethoven. Dieses ist der eine Anknüpfungspunkt für den Titel des vierten, erstmalig eingespielten Quartetts von Philippe Hersant. Sehr direkt bezieht sich der französische Komponist auf das Adagio molto des zweiten der Rasumowsky-Quartette. So verwendet er ebenso Brüche und Kontraste und übernimmt auch thematische, wie den russischen Anklang, und rhythmische Merkmale des Werkes. Entsprechend des Ausgangsmaterials entwickelt sich das einsätzige Quartett von Hersant in einem ruhigen Grundtempo. Doch trotz der vielen Bezugspunkte, die auch noch von solchen aus Shostakovich Sphäre erweitert werden, findet Hersant seine eigene Sprache.

Hersants Musik kann insgesamt als tonal bezeichnet werden. Er nutzt die gesamte Musikgeschichte dazu, seine eigene musikalische Sprache zu entwickeln. Dabei überwiegt sein Interesse, einen eigenen Stil zu verfolgen. Er sieht für sich keine Notwendigkeit, innovative Techniken auszuloten. Aus dieser Gemengelage hat ‘Hersant’ sein viertes Quartett geschrieben, das vom ‘Quatuor Girard’ in einer feinfühligen Interpretation zum Leben erweckt wird.

Auch das Rasumowsky-Quartett, das die Mitglieder einer musikinteressierten weitverzweigten Familie in einer technisch ansprechenden und von der Durchleuchtung des musikalischen Gedankens her verständig erfassten Interpretation voranstellen, wird gut strukturiert vorgestellt. Das Quartett erklingt in einer fließend attraktiven Art und Weise. Damit wird das Werk mehr als klassisches Werk denn als neue Wege weisende Herausforderung angeboten.

French composer Philippe Hersant’s Fourth String Quartet refers to Beethoven’s second Rasumowsky Quartet. Both works are played by Quatuor Girard in lively performances. Hersant’s work is particularly attractive, while Beethovens’ Quartet is presented in a rather classical than pathbreaking way.

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