Ludwig van Beethoven: Streichquartette, Vol. 1; Quartette op. 18 Nrn. 1, 3 und 4, op. 14, op. 59/1, op. 127 und 135; Cuarteto Casals (Vera Martínez Mehner, Abel Tomas Realp, Jonathan Brown, Arnau Tomàs Realp); 3 CDs Harmonia Mundi HMM 902400.02; Aufnahmen 2015, 2016, 2017, Veröffentlichung 06/2018 (70'14 + 50'27 + 60'41) – Rezension von Uwe Krusch

Mit gleich drei CDs eröffnet das ‘Cuarteto Casal’s seine Gesamtaufnahme der Quartette von Ludwig van Beethoven, einschließlich der vom Komponisten selbst für Streichquartett gesetzten Fassung der neunten Klaviersonate. Die hier ausgewählten Werke bilden die drei kompositorischen Lebensabschnitte ab, die mit Lehr- bzw. Reifezeit und der diese beiden verbindenden heroischen Phase bezeichnet werden können.

Was beim Spiel des ‘Cuarteto Casals’ auffällt, ist die leichte Herangehensweise. Beethoven wird üblicherweise als heroisch, charakterlich nicht einfach, kurzum als schwierig wahrgenommen und so wird dann auch seine Musik gespielt. Da werden arpeggierte Akkorde eher gebrochen als gespielt oder Akzente brutal gedeutet. Ganz anders gehen die Casals vor. Sie nehmen flotte Tempi und tragen den Fluss und die Entwicklung der Musik vor. So der etwa Akzente zu Markierungen, nicht zu Brüchen oder Stoppstellen. Vor allem wird ihr Spiel von einer Frische und auch gewissen Gefahrengeneigtheit gekennzeichnet, bei der ein unverbrauchter Höreindruck entsteht, als ob die vier das Werk gerade aus der Taufe heben.

Wo andere Quartette dezidierter artikulieren, kann es passieren, dass ganz kurz unklar formulierte Momente erklingen, weil Tempo und Engagement an eine Grenze gelangen. Doch schmälert dieser flüchtige Klang das Gesamterlebnis nicht, da ansonsten das Gespräch der vier vernünftigen Leute so spannend und mitteilsam ist und zutiefst menschliche zugängliche Kompositionen zeigen. Vier Solisten und das Ensemble sitzen gleichzeitig vor den Mikrophonen und auch im Konzert, wie im Februar in der Philharmonie in Luxemburg zu erleben war, so dass ein hochwertiger Ausgleich zwischen Gesamtklang und Einzelwahrnehmung entsteht, der ein differenziertes Klangbild erzeugt.

Vielleicht kann man den Eindruck so beschreiben, dass das ‘Cuarteto Casals’ scheinbar unbelastet von der Rezeptionsgeschichte und den Lebensdaten von Beethoven zu Werke geht und trotzdem oder deswegen tiefgreifende Deutungen zustande bringt, die eine neue Hörerfahrung ermöglichen.

With works from different periods of Beethoven’s output, Cuarteto Casals is starting a highly promising complete recording of the quartets. The players take a life-affirming view on the music, unburdened with all those aspects from Beethoven’s difficult life which generally characterize the performances of his music. The Spanish quartet’s fresh and exciting performances allow a new listening experience.

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