Gustav Mahler: Symphonie Nr. 4; Lisa Larsson, Sopran, Het Gelders Orkest, Antonello Manacorda; 1 SACD Challenge Classics CC 72659; 6/14 (69'04) - Rezension von Remy Franck

Der heute 44-jährige Italiener Antonello Manacorda, ehemaliger Konzertmeister des ‘Mahler Chamber Orchestra’ und Chefdirigent des ‘Gelders Orkest’, legt mit seinem Orchester eine fulminante Interpretation der 4. Symphonie Gustav Mahlers vor. Er durchleuchtet die Partitur bis ins letzte Detail und gibt dem ersten Satz viel federnden Schwung sowie begeisternden Antrieb, ohne sich im Tempo gegen Mahlers ‘Nicht eilen’ zu versündigen. Die kurze Infragestellung der Lust vor der Coda geht wirklich in den Bauch.

Das Schräge des zweiten Satzes mit seiner skurrilen Komik und seinen im Kontrast dazu manchmal geheimnisvoll dunklen Klängen kommt sehr gut zur Wirkung.

Tief empfunden ist bei Manacorda der sehr anfangs sehr langsam gespielte dritte Satz, träumerisch, sanft, aber auch mit dramatisch bösen Ahnungen, die die Solovioline danach ganz verängstigt werden lassen. Die lebendigeren Passagen, die die Schwermut zu verdrängen versuchen, wirken hier wie aufgesetzt. Manacorda zeigt so die Tiefe, aber auch die Theatralik der Gefühle Mahlers.

Im naiv-kindlichen Volksliedton kommen dann die Freuden des Paradieses zum Ausdruck, und der Dirigent schmiedet das Burleske über glühendem Feuer. Lisa Larssons etwas reif klingende Stimme ist im Orchester eingebettet und von Textverständlichkeit kann hier leider keine Rede sein.

Auch die drei Wunderhorn-Lieder können mich nicht überzeugen. Die Stimme bleibt unkonturiert und wirkt sprunghaft. Inwieweit jeweils hier die Sängerin, der Dirigent oder der Toningenieur verantwortlich sind, ist schwer zu sagen.

So haben wir es einmal mehr mit dem nicht seltenen Fall zu tun, wo der Gesang eine orchestral gute Mahler-Einspielung abwertet.

The orchestra part of this recording is excellent, since Antonello Manacorda has a genuine feeling for Mahler’ music. Alas, once more the problem comes with the voice. Lisa Larsson’s bright soprano sounds too mature for the last movement of the symphony. Here and in the equally disappointing songs the text is unintelligible. This might at least partly be the fault of the sound engineer who inserted the voice too much into the orchestral sound.

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