François-Zuidberg©SEL

In der ausverkauften Luxemburger Philharmonie und live übertragen vom Radio 100,7 feierte das europäische Orchester Solistes Européens Luxembourg gestern Abend seinen 30. Geburtstag. Remy Franck berichtet.

Die Geburtstagsfeier der Solistes Européens Luxembourg war in allen Hinsichten außergewöhnlich. In Anwesenheit von Großherzog Henri, der am selben Tag in Paris der Trauerfeier für Jacques Chirac beigewohnt hatte und dennoch darauf hielt, am Abend in die Philharmonie zu kommen, erwartete das Publikum ein ganz besonderes Programm.

Es war ein Programm ohne eine einzige Geburtstagsrede. Das Festkonzert sollte ausschließlich Musik beinhalten, so hatten es sich die Veranstalter gewünscht.

Die Programmierung an sich war gewagt: Vorgesehen waren Ludwig van Beethovens Neunte Symphonie und Arnold Schönbergs A Survivor of Warsaw, wobei dieses Stück nicht nach, sondern mitten in der Symphonie zu hören war, nach dem zweiten und vor dem dritten Satz…

Chefdirigent Christoph ging den ersten Satz der Neunten zupackend an. Kräftige Akzente, eine scharfe Artikulation, zügige Tempi und ein großer Reichtum an fein herausgearbeiteten Details kennzeichneten diese Interpretation. Auch der zweite Satz erklang leicht und beschwingt, wobei, wie im ersten Satz, das pulsierende, aber nie drängende Musizieren des wie immer exzellent aufspielenden Orchesters beeindruckte.

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Nach dieser Quirligkeit folgte Schönbergs Melodram A Survivor of Warsaw wie eine kalte Dusche. Das 1948 uraufgeführte Stück thematisiert die Niederschlagung des Aufstands im Warschauer Ghetto. Der von Schönberg verfasste Text ist dreisprachig. Der Erzähler spricht englisch, zitiert aber die Kommandorufe eines Feldwebels auf Deutsch. Der Text des Schlusschores, das Schma Jisrael, ist in hebräischer Sprache verfasst.

Als Erzählerin trat die junge Leila Schaus auf und überzeugte mit einem emphatischen Vortrag, der zusammen mit Schönbergs ausdrucksstarker Musik zu größter Wirkung gelangte.

Danach das Adagio molto e cantabile der Neunten Symphonie zu hören, gab diesem Satz eine völlig neue Dimension, zunächst mit Trauer, im Verlaufe des Satzes, in dem König das cantabile besonders betonte, auch versöhnlich.

Im Finale mit Schillers Ode an die Freude wurden großartige Steigerungen erzielt. Vokal beeindruckte neben einem ausgewogenen Vokalquartett (Genia Kühmeier, Sopran, Anke Vondung, Alt, Michael König, Tenor, Jochen Kupfer, Baryton) vor allem der Choeur de Chambre de Luxembourg mit einem engagierten und wirklich enthusiastischen Gesang.

Und so war denn dieses Geburtstagskonzert der Solistes Européens Luxembourg ein voller Erfolg, für die Musiker ganz gewiss, aber auch für den Mann, der seit nunmehr 30 Jahren die Geschicke des Orchesters leitet, Eugène Prim. Er hat das Orchester mit professionellem Talent ‘contre vents et marées’in den Hafen des Erfolgs gesteuert. Dies ist eine Leistung, die nicht hoch genug gewürdigt werden kann.

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