Hector Berlioz: Les nuits d'été; Maurice Ravel: Shéhérazade; Claude Debussy / John Adams: Le livre de Baudelaire; Ian Bostridge, Tenor, Seattle Symphony, Ludovic Morlot; 1 CD Seattle Symphony Media SSM1021; Aufnahmen 2018, Veröffentlichung 01/2019 (63'56) – Rezension von Remy Franck

Der britische Tenor Ian Bostridge singt auf dieser neuen CD ein französisches Repertoire mit dem ‘Seattle Symphony’ unter seinem französischen Chefdirigenten Ludovic Morlot.

‘Les nuits d’été’, im Original für Singstimme und Klavier, werden hier in einer Orchesterfassung aufgeführt, wobei die Tontechnik die Stimme ganz eindeutig privilegiert. Wenn ‘Villanelle’ leicht und luftig klingt, so kommt man nicht umhin, die Stimme von Bostridge als etwas künstlich zu empfinden. ‘Le Spectre de la Rose’ und ‘Sur les lagunes’ werden sowohl von Morlot als auch vom Sänger sehr breit und emphatisch gestaltet. Bostridges Stimme ist mit ihrer Textur nicht wirklich für diese Stücke geeignet, ja sie klingt sogar nicht immer wirklich schön in dieser Interpretation, der auch jedwede Spontaneität fehlt und in der Emphase richtige Emotion ersetzt.

Die restlichen Lieder dieses Zyklus werden nicht überzeugender dargestellt, alles wirkt künstlich und sehr ‘gemacht’.

In Ravels ‘Shéhérazade’ kann ich, rein vokal gesehen, keine Besserungen feststellen. Bostridge bringt eine außergewöhnliche Vorstellungskraft ein, die letztlich aber nicht im Sinne von authentischer Musikalität wirkt. Die sorgfältige Pflege und Färbung jeder Silbe wirkt krampfhaft und manieriert. Hervorragend ist hier das Orchester, dessen filigran erregtes Spiel im Orchesterpart wahre Wunder wirkt.

Auch die Orchestrierung von Debussys ‘Le livre de Baudelaire’ durch John Adams wird vom Orchester exzellent umgesetzt, während bei Bostridge das übertriebene Nuancieren zu einem unnatürlichen Ausdruck führt, so einzigartig die Kontrolle der Dynamik und der Farben auch sein mag.

Ian Bostridge’s singing in this French repertoire is over-nuanced, mannered and artificial. The orchestral performances however are fine, and there is much to admire in Morlot’s sensitive and spontaneous conducting. Alas, the Brit ruins too much of the playing from the Seattle Symphony’s musicians.

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