Erich Wolfgang Korngold: Violanta; Annemarie Kremer (Violanta), Michael Kupfer-Radecky (Simone Trovai), Norman Reinhardt (Alfonso), Peter Sonn Giovanni (Bracca), Anna Maria Chiuri (Barbara), Joan Folqué (Matteo), Christiano Olivieri, Gabriel Alexander Wernick (Soldaten), Soula Parassidis (Bice), Eugenia Braynova, Claudia De Pian (Mädchen), Chor und Orchester des Teatro Regio di Torino, Pinchas Steinberg; Regie: Pier Luigi Pizzi; 1 DVD Dynamic 37876; Aufnahme 01/2020, Veröffentlichung 07/2020 (78') – Rezension von Uwe Krusch

Die Handlung von Korngolds Oper Violanta spielt zur Zeit des Karnevals im Haus von Simone Trovai, dem Hauptmann der Republik Venedig. Unglücklich verheiratet, hat Violanta vor, sich zu rächen, indem sie Alfonso, den Verführer ihrer Schwester, in ihr Haus lockt, wo ihr Ehemann ihn töten soll. Tatsächlich ist sie längst selbst diesem Mann verfallen, der ihr die Befriedigung zu bieten vermag, nach der ihre unterdrückte Sexualität strebt.

Dem Regisseur Pier Luigi Pizzi ist es gelungen, die Stimmung der verführerischen Dekadenz und des Todes wirkungsvoll zu gestalten, mit einem Anklang an Klimt in den Kostümen, etwa dem von Violanta, einem üppigen, figurbetonten, mit glitzernd goldenen Pailletten besetzten Keid. Einheitlich spielt der Einakter in einem Raum mit langen rot-goldenen Vorhängen über roten Samtsofas. Ein kreisrundes Fenster ist zugleich ein dunkler Mond und weist den Weg zum Styx, der die Kluft zwischen Leben und Tod überbrückt.

Die Inszenierung hinterlässt mit feinen Gesangsdarbietungen einen gelungenen Eindruck. Die Titelrolle wird von Annemarie Kremer mit Leidenschaft und souveränem Gesang erfüllt; ihr runder Sopran besitzt überzeugend explodierende Spitzentöne, sie kann aber mit ebenso sinnlichem Piano überzeugen. Ihr höriger Ehemann wird von Michael Kupfer-Radecky mit steifer soldatischer Disziplin angelegt, zu dem der trockene Bariton passt. Als Alfonso kämpft Norman Reinhardt mitunter mit der Höhe, singt im Ganzen aber anständig und glänzt mit der passenden Physis für den Filou. Er beweist, dass man Korngolds schwergewichtige Tenorpartien durchaus mit lyrischem Schmelz singen kann. Peter Sonn enttäuscht mit schwachem Tenor als Maler Giovanni Bracca. Mit schönem Mezzo hingegen besticht Anna Maria Chiuri als besorgte Amme Barbara. Die Magd Bice der griechisch-kanadischen Sopranistin Soula Parassidis ist ebenso positiv zu nennen wie Joan Folqué, Cristiano Olivieri, Gabriel Alexander Wernick, Eugenia Braynova und Claudia De Pian zufriedenstellend bei den Nebenrollen sind. Bestens auch der Klang des Chores des Hauses unter Andrea Secchi.

Mit Pinchas Steinberg, der die jugendliche musikalische Pracht und die Charakteristika hervorhebt, gelingt eine schöne Darstellung dieser Rarität. Einige Koordinationsprobleme im Orchestergraben sollte man nicht überbewerten.

The plot of Korngold’s opera Violanta is set in the house of Simone Trovai, Captain of the Republic of Venice, at the time of the Carnival. Unhappily married, Violanta allegedly wants to avenge women by luring Alfonso, her sister’s seducer, to her house where her husband is supposed to kill him. In fact, she has long since fallen for this man herself, who is the only one who can offer her the fulfilment that her repressed sexuality strives for. The director Pier Luigi Pizzi has succeeded in creating an effective atmosphere of seductive decadence and death.
The staging gives a successful impression with fine vocal performances. The title role is filled by Annemarie Kremer with passion and sovereign singing. Her husband, is performed by Michael Kupfer-Radecky with stiff military discipline, to which the dry baritone voice perfectly fits. As Alfonso, Norman Reinhardt at times struggles with the upper register, but on the whole he sings decently and shines with the right physique for the Filou. He proves that Korngold’s heavyweight tenor parts can be sung very lyrically. As the worried nurse Barbara, Anna Maria Chiuri captivates with a beautiful mezzo voice. The other roles are well cast too and the choir is also excellent.
Pinchas Steinberg emphasizes the music’s youthful splendour and characteristics and delivers a beautiful performance of this operatic rarity. Some coordination problems in the orchestra pit should not be overestimated.

Available also on CD Dynamic CDS7876 (78’28)

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