Erich Wolfgang Korngold: Sextett op. 10, Suite op. 23; Aron Quartett (Ludwig Müller, Barna Kobori, Georg Hamann, Christophe Pantillon) und Henri Sigfridsson, Klavier, Thomas Selditz, Viola, Marius Diaz, Cello; 1 CD cpo 777 600-2; 2013 (68'11) – Rezension von Guy Wagner

Das Wiener Aron Quartett hat bereits erfolgreich die drei Streichquartette von Erich Wolfgang Korngold und sein herrliches Klavierquintett E-Dur, op.15 als Doppel-CD beim Label CPO veröffentlicht (Excellentia, Pizzicato März 2010). Nun folgen die für Streichquartett und andere Instrumente noch fehlenden Musikschöpfungen des Komponisten, das ‘Streichsextett’ D-Dur op. 10 von 1914-15 und die ‘Suite für 2 Violinen, Cello und Klavier (linke Hand)’, op. 23 von 1930. Auch diesmal kann man nur hocherfreut über das Ergebnis sein, zumal beide Werke ungemein schwierig zu meistern sind, vor allem das ‘Sextett’, das Korngold zu Beginn des 1. Weltkriegs komponiert hat. Schon daher ist seine anfängliche Herbheit verständlich. Vor allem verlangt es eine außergewöhnliche Homogenität, damit seine Wirkung voll zur Geltung kommt, und da muss man schon die beiden Partner der Wiener Musiker, Thomas Selditz und Mario Diaz, loben, die sich derart gekonnt in das Konzept und die Spielweise des Quartetts integrieren, dass wir eine seltene Geschlossenheit erleben, die die Expressivität der Korngoldschen Musik erst wirken lässt. Das gibt dem ‘Adagio’ seine Intensität. Besonders herauszuheben sind aber der als ‘Intermezzo’ betitelte dritte Satz, dessen gebrochenen tanzmusikartigen Rhythmen an die zerrissenen Dreivierteltaktsätze bei Gustav Mahler erinnern, sowie das Finale ‘Presto’, in dem Korngold, wie so oft, Themen der anderen Sätze zitiert, um den zyklischen Charakter der Komposition zu verdeutlichen. Die neue CPO-Aufnahme dürfte neben denen der Camerata Freden und des Doric Quartetts wohl die eindringlichste des großartigen Werkes sein.

Ebenso wirkungsvoll ist die ‘Suite’ op.23 von 1930. Korngold hat sie für Paul Wittgenstein komponiert, der seinen rechten Arm im Krieg verloren hatte. Schon in der solistischen Einleitung verleiht der Komponist denn auch dem Klavierpart eine derartige Wucht, als seien alle zehn Finger des Pianisten am Werk, und genauso spielt Henri Sigfridsson. Genauso aber versteht er es auch, mit den zwei Violinen und dem oft sehr dunkel klingenden Cello im Einklang zu sein. So erzielen die vier Musiker eine tiefe Wirkung und machen bestens deutlich, wie reich und vielschichtig gerade Korngolds kammermusikalisches Schaffen ist. Sein Opus 23 ist eine über allen Musikströmungen stehende Komposition, die hier durch die Wärme und Intensität des Zusammenspiels zeitlos wirkt: Furios ist die ‘Groteske’ und überragend ist der mit ‘Lied’ betitelte dritte Satz, das auf dem Lied ‘Was du mir bist’ aus op. 22 beruht. Zudem ist die Aufnahme technisch bestens geglückt ist, CPO sei Dank! GW

Intensely expressive performances providing a deep effect for Korngold’s clear richly and multilayered chamber music.

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