Hector Berlioz: L’Enfance du Christ; Yann Beuron (Erzähler), Véronique Gens (Maria), Stephan Loges (Joseph), Alastair Miles (Familienvater), Swedish Radio Symphony Orchestra & Choir, Robin Ticciati; 2 CDs Linn Records CKD 440; 12/12 (90’) – Rezension von Guy Engels

Oratorium oder Schauspiel? Hector Berlioz’ Trilogie ‘L’Enfance du Christ’ lässt Spielraum für Interpretationen. Einerseits ist es eine Komposition mit sakralem Inhalt, andererseits kann man das Werk auch lediglich als biblische Erzählung betrachten. Robin Ticciati unterstreicht in seiner Version vor allem den narrativen Charakter von Berlioz’ Dreiteiler. Er macht dies mit feinem dramatischem Gespür. Im ersten Teil erleben wir den um seine Herrschaft bangenden, vom politischen Geschäft erdrückten König Herodes, im zweiten Teil die gefahrenvolle Flucht der Heiligen Familie, die sich im Schlussteil allerhand Anfeindungen ausgesetzt sieht und letztendlich in einer ismaelitischen Familie unterkommt.

‘L’Enfance du Christ’ wird von Robin Ticciati nicht als pompöses Peplum inszeniert, sondern fast schon als Kammerspiel aufgezogen, mit zart ausgemaltem Orchesterklang, einem wunderbar homogenen Chor und einem ebenso fantastischen Solistenquartett – allen voran Alastair Miles, der anstandslos die Doppelrolle des grübelnden Herodes sowie des zuvorkommenden ismaelitischen Familienvaters bewältigt.

‘L’Enfance du Christ’ by Robin Ticciati, that’s not a pompous peplum, but almost a chamber play, with delicate orchestral sound, homogeneous choir singing and a fantastic quartet.   

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