Piotr Tchaikovsky: Violinkonzert + Souvenir de Florence; Sarah Christian, Violine, Johannes Strake, Violine, Wen Xiao Zheng & Jano Lisboa, Viola, Maximilian Hornung & Jan-Eric Gustafsson, Cello, Deutsche Kammerphilharmonie Bremen, Jérémie Rhorer; 1 CD Berlin Classics 0301731BC; Aufnahme 10 & 11.2020, Veröffentlichung 21.05.2021 (70’51) - Rezension von Alain Steffen

Dies ist mit Abstand eine der besten, wenn nicht die beste Aufnahme von Tchaikovskys Violinkonzert, die ich den letzten Jahren gehört habe. Sarah Christian, die Konzertmeisterin der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen, zeigt mit jeder Note, dass man noch nicht alles gehört hat, was dieses Meisterwerk an Musik in sich trägt. Im Gegensatz zu vielen ihrer Kollegen, die sich auf eine eher romantisch-stimmungsvolle Auslegung konzentrieren, kämmt Christian das Stück gegen den Strich. Hier wird kantig, dynamisch und teilweise sogar rau musiziert; die Solistin lässt falsches Pathos gar nicht gelten und wirbelt voller Spielfreude und mit neuen Ideen durch die drei Sätze. Das wirkt aber alles schlüssig und besitzt trotz atemberaubender Virtuosität keinen Ansatz von Effekthascherei.

Dass diese Aufnahme aber so gut klingt, liegt auch an Jérémie Rhorer und der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen, die Sarah Christians Interpretationskonzept aufnehmen und es quasi auf orchestraler Seite mit ihrem glutvollen Spiel  regelrecht explodieren lassen.

Sehr unkonventionell, spielfreudig und hochkarätig erklingt auch das Sextett Souvenir de Florence mit Sarah Christian und fünf weiteren persönlichkeitsstarken Mitstreitern, die alles andere als seichte Unterhaltung bieten, sondern das Werk als wunderbar ausgearbeitetes Kammermusikstück präsentieren.

This is by far one of the best, if not the best, recording of Tchaikovsky’s Violin Concerto that I have heard in recent years. Sarah Christian, the concertmaster of the Deutsche Kammerphilharmonie Bremen, shows with every note that you haven’t heard everything this masterpiece has to offer in terms of music. Unlike many of her colleagues, who focus on a more romantic, atmospheric interpretation, Christian combs the piece against the grain. Here the music is edgy, dynamic and sometimes even coarse; the soloist does not allow false pathos at all and whirls full of joy and with new ideas through the three movements. But everything seems coherent and, despite breathtaking virtuosity, has no hint of showmanship.
The fact that this recording sounds so good is also due to Jérémie Rhorer and the Deutsche Kammerphilharmonie Bremen, who share Sarah Christian’s interpretation concept and make it explode with their glowing playing on the orchestral side.
The sextet Souvenir de Florence with Sarah Christian and five other personality-strong comrades-in-arms also sounds very unconventional, playful and top-class, offering anything but shallow entertainment, but rather presenting the work as a wonderfully elaborated piece of chamber music.

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