Johann Sebastian Bach: Goldberg-Variationen BWV 988; Jean-Luc Ho, Cembalo; 2 CDs L'Encélade ECL2201; Aufnahme 01.2022 Veröffentlichung 06.2023 (87’00) - Rezension von Alain Steffen

Der französische Cembalist, Organist und Pädagoge Jean-Luc Ho liefert mit dieser 87 Minuten dauernden Einspielung von Bachs Goldberg-Variationen eine der interessantesten und vielleicht auch eigenwilligsten Interpretationen dieses einmaligen Werkes, das seit einigen Jahren einen regelrechtem Aufschwung erlebt.

Ho stellt ein Konzept vor, das den Auffassungen anderer Interpreten diametral gegenübersteht. Der Cembalist unterstreicht den tänzerischen Charakter der Goldberg-Variationen und findet dabei einen fast gemütlichen, inneren Puls, der die gesamte Aufnahme konsequent durchzieht.

Mit einem fast rustikalen Duktus gewinnt Ho dem Zyklus neue Facetten ab. Besondere gut gelingt die Kombination von tänzerischem Schwung, pulsierendem Rhythmus und den klanglichen Möglichkeiten des Cembalos. Dank einer hervorragenden Aufnahmetechnik kommt Hos Spiel der ‘Anatomie des Cembalos’ sehr nahe; man hört alles und kann als Zuhörer fast in das Instrument hineinsehen. Das erlaubt dann auch einen großzügigen räumlichen Klang, indem sich Hos phantastisches Spiel wunderbar entwickeln kann. Selbst wer die großen Aufnahmen der Goldberg-Variationen zu Hause im Regal stehen hat, soll sich diese in allen Punkten aufregende Interpretation nicht entgehen lassen. Sogar Cembalo-Muffel dürften hier auf ihre Kosten kommen.

With this 87-minute recording of Bach’s Goldberg Variations, French harpsichordist, organist and pedagogue Jean-Luc Ho delivers one of the most interesting and perhaps idiosyncratic interpretations of this unique work, which has been experiencing a veritable resurgence in recent years.

Ho presents a concept diametrically opposed to the views of other interpreters. The harpsichordist underscores the dance-like character of the Goldberg Variations, finding an almost leisurely inner pulse that runs consistently throughout the recording.

With an almost rustic ductus, Ho gains new facets from the cycle. The combination of dancing momentum, pulsating rhythm and the tonal possibilities of the harpsichord succeeds particularly well. Thanks to an excellent recording technique Ho’s playing comes very close to the ‘anatomy of the harpsichord’; one hears everything and as a listener can almost see inside the instrument. This also allows a generous spatial sound in which Ho’s fantastic playing can develop wonderfully. Even those who have the great recordings of the Goldberg Variations on their shelves at home should not miss this interpretation, which is exciting in all respects. Even harpsichord muffleurs should get their money’s worth here.

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