Siegmund von Hausegger: Aufklänge, Dionysische Phantasie, Wieland der Schmied; Bamberger Symphoniker, Antony Hermus; 1 CD cpo 777810-2; Aufnahme 2013/14, Veröffentlichung 24/04/2017 (68'34) – Rezension von Remy Franck

Der aus Graz stammende Komponist Siegmund von Hausegger (1872-1948) war ein wichtiger Dirigent seiner Zeit. Ab 1920 war er Chefdirigent der Münchner Philharmoniker und Präsident der Münchner Akademie der Tonkunst, wo er auch unterrichtete. Sein bekanntester Schüler war Eugen Jochum. In der Nazizeit war er zeitweise ein Mitläufer. Er befürwortete den ‘Anschluss’, weigerte sich aber gleichzeitig in die NSDAP einzutreten, weswegen er aufgrund von Warnungen der Gestapo alle Ämter niederlegte und sich vom Musikleben zurückzog.

Als Komponist schrieb er eine Musik in der Nachfolge von Wagner und Bruckner. Er hörte allerdings schon vor 1920 quasi ganz auf, zu komponieren.

Die halbstündigen Orchestervariationen ‘Aufklänge’ sind sein letztes wichtiges Werk. Die äußerst fantasievoll und inspiriert komponierten Variationen über das Kinderlied ‘Schlaf, Kindchen, schlaf’ sind ein sehr gefälliges und beeindruckendes Werk, das der niederländische Dirigent Antony Hermus mit den Bamberger Symphonikern sehr stimmungsvoll gestaltet.

Die ‘Dionysische Phantasie’, Hauseggers Erstling, entstand 1896 und wurde von Friedrich Nietzsches Buch ‘Die Geburt der Tragödie aus dem Geiste der Musik’ inspiriert. Es ist ein opulentes symphonisches Werk mit charakteristischen Themen. Hermus dirigiert es zupackend und gibt der Musik so viel Frische und Wirkungskraft.

‘Wieland der Schmied’  geht auf ein unvertontes Opernlibretto von Richard Wagner zurück, das für Hausegger eine Allegorie auf die Erlangung schöpferischer Kräfte darstellt. Diese symphonische Dichtung gibt Hermus die Gelegenheit zu impulsivem Dramatisieren, bei gleichzeitiger Pflege der lyrisch-epischen Komponente. Die Bamberger Symphoniker spielen auf hohem Niveau, flexibel und mit viel Spannkraft.

Austrian composer Siegmund von Hausegger stopped composing when he was 45, and the number of his works is rather small. Yet, according to what can be heard on this CD, it’s a first class music, deeply romantic, melodic and imaginative. Dutch conductor Antony Hermus shows his enthusiasm for von Hausegger in his inspired and vivid conducting, and the response of the Bamberger Symphoniker is excellent. So, yes, this is something, and anyone interested in discovering good and unknown symphonic music will not be disappointed.

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