Kjetil Bjerkestrand: Violinkonzert Nr. 1, Patentia; Philipp Glass: Violinkonzert Nr. 2, The American Four Seasons; Sara Övinge, Violine, Norwegisches Kammerorchester, Edward Gardner; 1 CD Lawo LWC1255; Aufnahme 08.2021, Veröffentlichung 26.06.2023 (71'50) – Rezension von Uwe Krusch

Von den beiden Komponisten dieser CD ist Philipp Glass als Komponist minimalistischer Musik vielen geläufig. Und seine Werke bieten, immer wieder in Schleifen ablaufend, mit süßlichem Klang eine hohe Erkennbarkeit und können auch hypnotische Wirkung entfalten.

Kjetil Bjerkestrand aus Norwegen komponiert vor allem Filmmusik. Auch im Jazz und Pop ist er zu Hause. Aus dieser Melange entwickelt er eine Musik, die vertraute Elemente ebenso zeigt wie fremde neue. So gestaltet er auch in den sechs Sätzen seines ersten Violinkonzerts unterschiedliche Kreationen, die schon mit ungewöhnlichen Satzbezeichnungen Aufmerksamkeit erheischen. Tiefgründiger wirkend als die Musik von Glass bietet sein Konzert eine Unterströmung, die es aus dem Pastosen in eine Sachlichkeit führt. Im Grunde finde ich dieses Werk reizvoll, bietet es doch ganz unterschiedliche Ebenen an. Da werden durchaus hörenswerte Farben und Texturen eingesetzt. Aber, altmodisch wie ich vielleicht bin, bevorzuge ich einen akustischen Instrumentalklang, so dass mich hier die deutlichen elektronischen Zuspielungen eher stören.

Die junge Geigerin Sara Övinge hat nun auch noch ihre eigenen Ideen zugefügt, indem sie Elektronisches und Organisches gegenübergestellt hat. Für das Werk von Glass wollte sie eine eher elektroakustische Klanglandschaft schaffen, in der die ursprüngliche Keyboard-Linie nach ihrem Geschmack angepasst wurde. Dieser neue Synthesizer-Sound wurde zusammen mit der norwegischen Jazzpianistin/ Komponistin Anja Lauvdal entwickelt. Damit gelang es Övinge, einen roten Faden zwischen beiden Werken herstellen.

Die Erfahrungen in verschiedenen musikalischen Welten erleichtern Övinge den Zugang zu den beiden vorgestellten Werken ungemein. Sie agiert mit einer natürlichen Frische und Behändigkeit und wieselt sich sowohl durch die Schlaufen bei Glass wie sie auch den Kosmos Bjerkestrand erobert. Technisch ausgefeilt kann sie ihre Wünsche prägnant umsetzen.

Ihre Kollegen vom Norwegischen Kammerorchester und Dirigent Edward Gardner geben ihr mit hingebungsvollem und gewohnt gutem Spiel die Unterstützung, um die orchestralen Aspekte der Werke auszumalen.

Of the two composers on this CD, Philipp Glass is familiar to many as a composer of minimalist music. And his works, always looping, offer a high recognizability with a sweetish sound and can also have a hypnotic effect.

Kjetil Bjerkestrand from Norway composes mainly film music. He is also at home in jazz and pop. From this melange he develops a music that shows familiar elements as well as strange new ones. In the six movements of his first violin concerto, for example, he creates a variety of pieces that attract attention with their unusual movement names. More profoundly affecting than Glass’s music, his concerto offers an undercurrent that takes it out of the pastose and into a matter-of-factness. Basically, I find this work appealing, offering quite different levels. There are colors and textures employed that are well worth hearing. But, old-fashioned as I may be, I prefer an acoustic instrumental sound, so the distinct electronic feeds tend to bother me here.

The young violinist Sara Övinge has now added her own ideas, juxtaposing the electronic and the organic. For Glass’ work, she wanted to create a more electro-acoustic soundscape, adapting the original keyboard line to her taste. This new synthesizer sound was developed in collaboration with Norwegian jazz pianist/composer Anja Lauvdal. In this way, Övinge was able to create a common thread between the two works.

Övinge’s experience in different musical worlds makes her approach to the two works presented immensely easier. She acts with a natural freshness and agility, weaving her way through the loops of Glass as well as conquering the Bjerkestrand cosmos. Technically polished, she is able to express her desires succinctly.

Her colleagues from the Norwegian Chamber Orchestra and conductor Edward Gardner give her the support she needs to color the orchestral aspects of the works with devoted and customarily fine playing.

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