Wolfgang Amadeus Mozart: Klavierkonzert Nr. 24 c-moll KV 491; Ludwig van Beethoven: Klavierkonzert Nr. 3 c-moll op. 37; Yevgeny Sudbin, Klavier, Minnesota Orchestra, Osmo Vänskä; 1 SACD BIS1978; 2011/12 (66'16) – Rezension von Remy Franck

In einem Interview mit den Kollegen von ResMusica (zu lesen auch auf www.icma-info.com) sagt Robert von Bahr, Chef von BIS Records, einer seiner größten Wünsche sei es, den Pianisten Yevgeny Sudbin dorthin zu bringen, wo er hingehört, « an die Spitze ». Gerne trage ich ein Quäntchen dazu bei:

Yevgeny Sudbin, mit 34 noch gerade zu den jungen Pianisten gehörend, ist alles andere als ein Berserker, ein Tastenhengst, ein Show-Virtuose, er ist vielmehr einer der feinfühligsten Pianisten unserer Zeit. Entsprechend bewegend ist seine neue Aufnahme von Mozarts 24. Klavierkonzert  KV 491, in dem es nicht nur zu einem inspirierten Dialog mit dem hervorragend disponierten Orchester kommt, sondern zu einem regelrechten Trialog, denn Sudbin scheint immer wieder mit sich selber zu reden, oder richtiger, aus ihm scheint manchmal neben der normalen Stimme noch eine innere Stimme zu sprechen, die noch zartfühlender ist und für stupende Nuancen und Kontraste sorgt.

Zartheit ist überhaupt eine Charakteristik dieser Interpretation. Soviel Zärtlichkeit, soviel Delikatesse auch im Orchester habe ich in diesem Opus noch nie gehört. Dies verrät beim Pianisten eine große geistige Nähe zu Mozart, die ihn wohl auch dazu brachte, keine der bestehenden Kadenzen für dieses Konzert zu akzeptieren. Mozart selber hat keine hinterlassen und die, die normalerweise benutzt werden, stammen von anderen Pianisten. Sudbin gefiel nichts davon, so, dass er seine eigenen Kadenzen schrieb und sie ‘seinem’ Mozart anpasste.

Genau so reich und feinfühlig erklingt Beethovens 3. Klavierkonzert mit einem himmlisch schön empfundenen Largo und einem Finalsatz, der viel gute Laune versprüht. Auch hier sorgen die Nuancen zwischen klar und matt, zwischen akzentuiert und zurückhaltend, zwischen weich und kraftvoll ständig für soviel Abwechslung, dass man das Konzert, das man in- aus auswendig zu kennen glaubt, völlig neu hört.

Ein guten Anteil an diesem musikalischen Erlebnis hat auch das Minnesota Orchestra unter seinem ehemaligen Chefdirigenten Osmo Vänskä, hier noch vor der Aussperrung der Musiker von den BIS-Mikrophonen eingefangen. Das quicklebendige und farbenreiche Spiel des Orchesters ist ein großes Atout der Aufnahmen.

Yevgeny Sudbin is one of the most sensitive pianists of our time and his Mozart Concerto is accordingly moving. He is not only in a constant dialogue with the orchestra, there seems to be also some inner voice interfering in his playing, so that the performance becomes exciting beyond measure. Beethoven’s Third Concerto is not less interesting. We admire especially the vivid and colorful playing of the Minnesota Orchestra.

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