Robert Schumann: Kreisleriana op. 16; Modest Mussorgsky: Bilder einer Ausstellung; Robert Neumann, Klavier; # SWR Classic 19137CD; Aufnahme 03.2023, Veröffentlichung 12.01.2024 (72'59) - Rezension von Remy Franck

In seiner Interpretation von Robert Schumanns ‘Kreisleriana’ setzt der junge deutsche Pianist Robert Neumann auf größtmögliche Klarheit in  diesem Zyklus von acht ganz unterschiedlichen Fantasien, in denen sich Schumann ausdrücklich auf E.T.A. Hoffmann und seine Figur des Kapellmeisters Kreisler bezieht. Neumann spielt nuancenreich und subtil, technisch aufs Feinste differenzierend und es gelingt ihm so, das Fantastische sehr deutlich werden zu lassen. Fern jener unverbindlichen Eleganz oder der Begrenzung des romantischen Gedankens, den man in anderen Interpretation findet, gibt er der Musik etwas Impulsives.

Am phantasievollsten (und innovativsten) gibt sich Neumann in Mussorgskys Bildern einer Ausstellung. Gleich in der ersten Promenade zeigt er, wie gut er Hämmer und Pedal beherrscht, um ein Maximum an verschiedenen und ungewohnten Farben zu erreichen.

Robert Neumann interessiert sich sehr für die Stimmungen in den einzelnen Bildern und überrascht mit einem sehr ungewöhnlichen, sehr persönlichen Phrasieren, das auch das Hunderte Male gehörte Opus Mussorgskys wieder zu einer Entdeckungsfahrt für den Zuhörer macht.

Der unerschrockene Klangbildner hat eine perfekte Macht über die Bewegung der Hämmer und die Resonanzelemente des Instruments. Seine Kunst der dynamischen Schattierung mit der daraus resultierenden Klangfarbenveränderung ist stupend! Höhepunkte im Zyklus sind die berührende Poesie im Vecchio Castello, das nicht weniger hinreißende Tableau der unter den liebevollen Augen ihrer Mütter in den Tuilerien spielenden Kinder, die phänomenale Rhythmik im Ballett der ungeschlüpften Küken und die totale Verängstigung Schmuyles gegenüber dem kaltschnäuzigen Goldenberg.

Sehr apart ist auch der Bydlo, und Neumann gibt dem Bild einen melancholischen, nebelverhangenen Charakter, als habe er Mitleid, entweder mit den Ochsen oder dem Wagenführer…

Zum Frösteln gerät der Besuch in den Katakomben und der Hexentanz auf dem Besen ist ebenfalls herausragend gut gelungen. Und so fasziniert Neumann mit seinem spannungsvollen Spiel von der ersten Promenade bis zum grandiosen Tor von Kiev.

In his interpretation of Robert Schumann’s ‘Kreisleriana’, the young German pianist Robert Neumann focuses on the greatest possible clarity in this cycle of eight very different fantasies, in which Schumann explicitly refers to E.T.A. Hoffmann and his figure of the Kapellmeister Kreisler. Neumann’s playing is nuanced and subtle, technically finely differentiated, and he succeeds in making the fantastic very clear. Far from the non-committal elegance or the limitation of romantic thought that one finds in other interpretations, he gives the music something impulsive.

Neumann is at his most imaginative (and innovative) in Mussorgsky’s Pictures at an Exhibition. In the very first Promenade he shows how well he masters the hammers and pedal to achieve a maximum of different and unusual colors.

Robert Neumann is very interested in the moods in the individual pictures and surprises with a very unusual, very personal phrasing, which once again turns Mussorgsky’s opus, which has been heard hundreds of times, into a journey of discovery for the listener.

The intrepid sound designer has perfect power over the movement of the hammers and the resonance elements of the instrument. His art of dynamic shading with the resulting changes in timbre is stupendous! Highlights of the cycle are the touching poetry in the Vecchio Castello, the no less enchanting tableau of the children playing in the Tuileries under the loving eyes of their mothers, the phenomenal rhythm in the ballet of the unhatched chicks, and Schmuyle’s total fear of the callous Goldenberg.

The Bydlo is also very distinctive, and Neumann gives the picture a melancholy, misty character, as if he feels sorry for either the oxen or the wagon driver…

The visit to the catacombs is chilling and the witches’ dance on the broomstick is also outstandingly well done. And so Neumann fascinates with his suspenseful play from the first promenade to the grandiose gate of Kiev.

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