Matyas Seiber: Sinfonietta für Streicher, Besardo-Suite Nr. 2 für Streicher; Fantasia concertante für Violine & Streicher; Violinsonate; Konzertstück für Violine & Klavier; Nina Karmon, Violine, Oliver Triendl, Klavier, Württembergisches Kammerorchester Heilbronn, Levente Török; 1 CD Hänssler CD21043; Aufnahmen 05. & 08.2019, Veröffentlichung 11.2021 (73' 42) – Rezension von Uwe Krusch

Der ungarisch britische Komponist Seiber lebte etwa in der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts. In Budapest geboren, war er am Hochschen Konservatorium in Frankfurt der erste Leiter einer Jazz-Klasse weltweit. Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten begab er sich nach England ins Exil. Vom Jazz und der Musik Bela Bartoks und Arnold Schönbergs beeinflusst, hat er ein weit gespanntes musikalisches Werk hinterlassen.

Diese CD stellt Stücke für Streichorchester sowie für Violine mit Orchester oder Klavier vor. Seine Musik wurde immer von einigen geschätzt und von vielen überhört. Ein Beispiel ist die Sinfonietta, die der Dirigent Antal Dorati aus dem 1. Streichquartett arrangierte. Das Konzertstück für Geige und Klavier wiederum erregte das Interesse des jungen Ligeti. Während die Besardo-Suite Nr. 2 an den vergessenen Jean-Baptiste Bésard und seine im Thesaurus Harmonicus hinterlassenen Kompositionen aus dem Elisabethanische Zeitalter anknüpft, enthalten die Fantasie Concertante für Violine und Streicher und das Konzertstück für Violine und Klavier neue, auch zwölftönige Klänge. Doch auch in der Violinsonate stellte das Komponieren für Seiber immer auch einen kreativen Prozess des Wachsens und des Entfaltens dar und keine reine mathematische oder strukturelle Ausarbeitung.

Nina Karmon und Oliver Triendl haben schon öfter unbekanntere Werke zusammen erkundet und so finden sie auch in dieser Einspielung sofort den gemeinsamen Weg für die Erkundung der Werke. Sowohl die Sonate wie auch das Konzertstück erklingen in prägnanten Deutungen. Die übrigen Werke, bei der Fantasie Concertante nochmals mit Nina Karmon, hat das Württembergische Kammerorchester Heilbronn übernommen. Als Gast dirigiert Levente Török die Werke seines Landsmanns. In zupackenden Interpretationen plädieren die Orchestermusiker intensiv für diese interessante Musik.

The Hungarian-British composer Seiber lived around the first half of the last century. Born in Budapest, he was the first head of a jazz class in the world at the Hoch Conservatory in Frankfurt. After the Nazi takeover, he went into exile in England. Influenced by jazz and the music of Bela Bartok and Arnold Schoenberg, he left behind a wide-ranging musical oeuvre.
This CD presents pieces for string orchestra as well as for violin with orchestra or piano. His music has always been appreciated by some and overheard by many. One example is the Sinfonietta, which conductor Antal Dorati arranged from the 1st String Quartet. The Konzertstück for violin and piano, in turn, attracted the interest of the young Ligeti. While the Besardo Suite No. 2 harks back to the forgotten Jean-Baptiste Bésard and his Elizabethan-era compositions left in the Thesaurus Harmonicus, the Fantasie Concertante for violin and strings and the Konzertstück for violin and piano contain new sounds, including twelve-tone ones. But even in the Violin Sonata, composing for Seiber always represented a creative process of growth and unfolding, rather than a purely mathematical or structural elaboration.
Nina Karmon and Oliver Triendl have often explored lesser-known works together, and so in this recording, too, they immediately find the common ground for exploring the works. Both the sonata and the Konzertstück are heard in characterful interpretations. The remaining works, with Nina Karmon again in the Fantasie Concertante, are performed by the Württemberg Chamber Orchestra Heilbronn conducted by Levente Török. In gripping interpretations, the orchestra musicians make an intense plea for this interesting music.

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