Morgen; Duparc: L’invitation au voyage + Phidyle + Sérénade Florentine + Chanson triste + Extase + La vie antérieure + Aux étoiles für Klavier (Weltersteinspielung); Strauss: 4 Letzte Lieder + Morgen op. 27 Nr. 4; Rachmaninov: Romanzen op. 38 Nr. 1-6; Elsa Dreisig, Sopran, Jonathan Ware, Klavier; 1 CD  Erato 9029531948; Aufnahme 2019, Veröffentlichung 01/2020 (83') - Rezension von Remy Franck

Dem Hörer geht es mit diesem Liederprogramm, als ob er in ein warmes Sprudelbad eintauchen würde: es tut einfach gut. Die französisch-dänische Sopranistin Elsa Dreisig und der Pianist Jonathan Ware widmen sich auf ihrem Album ‘Morgen’ den Vier Liedern und den Vier letzten Liedern von Richard Strauss, den Romanzen Sergei Rachmaninovs und einigen Liedern von Henri Duparc. Es sind überwiegend verträumte, zarte Melodien, in die sich die Weltersteinspielung von Aux étoiles für Klavier solo in der einfühlsamen Interpretation von Jonathan Ware wunderbar einfügt.

Mit ihrer warmen und für eine Neunundzwanzigjährige sehr reifen Sopranstimme nimmt uns Elsa Dreisig mit auf eine bewegende Reise durch vor allem ‘letzte Lieder’, die vier von Strauss, die der Komponist im hohen Alter und kurz vor seinem Tod schrieb, sowie die sechs Lieder aus Rachmaninovs Opus 38, die ebenfalls seine letzten waren, obschon er zu ihrer Entstehungszeit, 1916, noch weit vom Tod entfernt war. Aber nachdem er 1917 seine Heimat für immer verlassen hatte, komponierte er ja nicht mehr besonders viel.

Elsa Dreisig bewegt sich mit einer stupenden stilistischen Sicherheit in diesen Liedern, deren Poesie sie äußerst subtil umsetzt. Immer wenn die Musik, ob bei Rachmaninov, Duparc oder Strauss, ‘traumhaft wird’ gelingt es ihr, die reale Welt zu verlassen und uns in die dunstig-ätherische Traumwelt zwischen Liebe und Tod zwischen Naturfrühling und Herbst, zwischen Sehnsucht, Hoffnung und Enttäuschung zu entführen.

Es sind die pure Schönheit des Vortrags, die Emotionen, die gestalterische Fantasie, die schillernden Farbe und die poetische Kraft, die dieses Programm so bezaubernd werden lassen. ‘Stirn, vergiss du alles Denken’, heißt es in Hermann Hesses Beim Schlafengehen. Das gilt für dieses Recital, dem sich der Hörer ohne zu denken hingeben kann, um in ein wunderbares Gefühlsbad einzutauchen.

With this song program, the listener feels like immersed in a warm bubble bath: it simply feels good. The French-Danish soprano Elsa Dreisig and the pianist Jonathan Ware dedicate their album ‘Morgen’ to the Four Songs and the Four Last Songs by Richard Strauss, the romances by Sergei Rachmaninov and some songs by Henri Duparc. These are mostly dreamy, tender melodies, into which the world premiere recording of Aux étoiles for piano solo in the sensitive interpretation by Jonathan Ware wonderfully fits in.
With her warm and, for a twenty-nine year old, very mature soprano voice, Elsa Dreisig takes us on a moving journey through mainly ‘last songs’, the four by Strauss, which the composer wrote at an advanced age and shortly before his death, and the six songs of Rachmaninov’s Opus 38, which were also his last, although at the time of their creation, in 1916, he was still far from death. But after he had left his homeland forever in 1917, he did no longer compose a lot of works.
Elsa Dreisig shows a stupendous stylistic competence in these songs, whose poetry comes out in an extremely subtle way. Whenever the music becomes dreamlike, she succeeds in carrying us off into the hazy, ethereal dream world between love and death, between spring and autumn, between longing, hope and disappointment.
The pure beauty of the performance, the emotions, the creative imagination, the iridescent colours and the poetic power make this programme so enchanting.

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