Johann Sebastian Bach: Goldberg-Variationen BWV 988, Stepan Simonian, Klavier; 1 CD CAvi 8553145; Aufnahmen 2017, Veröffentlichung 05/2019 (79'49) – Rezension von Uwe Krusch

Der 1981 in Moskau geborene deutsche Pianist Stepan Simonian hat sich in seinem Repertoire unter anderem einen besonderen Platz für die Werke von Johann Sebastian Bach reserviert. Eine Aufnahme der Toccaten hat er schon vor Jahren vorgelegt. Aktuell hat er die Goldberg-Variationen eingespielt. Nach einigen Streichtriofassungen liegt jetzt eine Version auf dem Plattenteller, bei der wieder einmal das Tasteninstrument genutzt wird. Allerdings weicht Simonian insofern ab, als er ein modernes Klavier verwendet und nicht ein Cembalo mit zwei Manualen, wie es von Bach gedacht war. Doch das haben auch viele andere schon gemacht.

Diese Abweichung ist zumindest dann kein Problem, wenn die Umsetzung sensibel erfolgt, so dass die Unterschiede im Instrument berücksichtigt werden. Simonian gelingt, es, diese Welt der Variationen elegant zu erfassen. Es mangelt nicht an Finesse und kultiviertem Anschlag, so dass man seine Einordnung als exquisiter Bach-Interpret verstehen kann. Ebenso kann man Wärme in seinem Vortrag bemerken. Das Kontrapunktische kann man in seinem Spiel ebenfalls nachvollziehen.

Über die lange Strecke, hier gut 80 Minuten, nimmt sich Simonian Zeit, seine Gedanken stilvoll zu entwickeln. Nur einige Variationen werden rasant präsentiert. An beiden Enden lauern die Gefahren. Die schnellen Momente deuten überhastete Bewegungen an. Die langsamen Szenen bedürfen einer guten Darstellung, um nicht zu zerfasern oder ihren Reiz zu verstecken. Es gelingt Simonian meistens, diese Spannung zu gestalten.

So zeugt seine Auseinandersetzung von einem tiefen Verständnis der Musik und der großen Verbundenheit mit ihr. Vergleicht man etwa mit der Levit-Einspielung, so lassen sich bei diesem noch deutlichere Gestaltungen hören. Außerdem scheint auch die Aufnahmetechnik einen weniger direkten Ansatz gewählt zu haben, der ein weicheres Klangbild erzeugt. Auch damit wird ein weniger markanter Eindruck erweckt.

Bach’s Goldberg Variations form a unique cosmos. Stepan Simonian, described as specialist for the baroque composer, has recorded this piece on a modern piano. His playing is refined and rich in carefully elaborated details. He is certainly less characteristic then Igor Levit, and at the same time, the recorded sound is rather soft and not so distinctive.

 

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