Das Stabat Mater von Haydn erfuhr die instrumentale Erweiterung 36 Jahre nach seiner Entstehung. Mit der Veränderung der Hörgewohnheiten des Publikums, aber auch der Lösung des Stoffes aus einem rein kirchlichen Kontext hin zu einem orchestral gedachten Oratorium wurde eine Erweiterung vor allem auf Bläserseite, so mit Trompeten und Posaunen, möglich oder vielleicht auch notwendig.
Haydn schuf ein Gleichgewicht bei meist langsamen Tempi mit einem Tonartenmix, das zwar die melancholischen Stimmungen verdeutlichen kann, aber dem Zuhörer Zeit und Halt gibt, haltungswahrend, also ohne beispielswiese weinen zu müssen, dem Geschehen zu folgen.
René Jacobs hat dieses Werk jetzt mit dem Kammerorchester Basel und der Zürcher Sing-Akademie eingespielt, also zwei Ensembles, die nicht originär historisierend agieren. Doch handelt es sich bei beiden um agile und neugierige Einheiten, die seine Vorstellungen absorbiert haben und für diese Einspielung umsetzen. Mit gespannter Frische füllen Chor und Orchester die Noten mit Leben und Energie, die das einstündige Werk tragen. Die weiteren Instrumente geben dem Werk punktuell kräftige Konturen, was die Wirkung dieser Partien steigert.
Auch bei den Gesangssolisten findet sich eine qualitativ hochwertig schöne Eintracht. Alle formen ihre Partien auf das Werk angepasst mit tragfähigen, aber nicht exaltierten Stimmen und textverständlich artikulierend. Den Beteiligten gelingt eine ausdruckssatte Interpretation, die trotzdem dem Inhalt der Komposition angemessen ausgeformt Rechnung trägt.
René Jacobs bietet zusammen mit allen Beteiligten eine rundum gelungene Interpretation des Stabat Mater in der größeren Instrumentierung an, die keine Wünsche offen lässt.
Haydn’s Stabat Mater underwent instrumental expansion 36 years after its composition. With the change in the listening habits of the audience, but also the detachment of the material from a purely ecclesiastical context to an orchestrally conceived oratorio, an expansion especially on the wind side, so with trumpets and trombones, became possible or perhaps necessary.
Haydn created a balance of mostly slow tempi with a mix of keys that can clarify the melancholy moods, but gives the listener time and support to follow the events without having to cry, for example.
René Jacobs has now recorded this work with the Basel Chamber Orchestra and the Zurich Sing-Akademie, two ensembles that do not act in an original historicizing manner. Yet both are agile and curious entities that have absorbed his ideas and realized them for this recording. With tense freshness, the choir and orchestra fill the notes with life and energy that carry the hour-long work. The other instruments give the work strong contours at points, heightening the impact of these parts.
Also among the vocal soloists there is a qualitatively beautiful unanimity. All of them form their parts adapted to the work, with voices that are capable of carrying, and articulate the text comprehensibly, but not exalted. The participants succeed in a richly expressive interpretation that does justice to the content of the composition.
René Jacobs, together with all those involved, offers an all-round successful interpretation of the Stabat Mater in the larger instrumentation, which leaves nothing to be desired.