Philippe Chamouard: Symphonie No. 6 (La montagne de l'âme), Les Rêves de l'ombre; Transsylvanisches Symphonieorchester Cluj-Napoka , Alain Pâris; 1 CD Triton TRI331197: 11/14 (64'38) – Rezension von Remy Franck

Der französische Komponist Philippe Chamouard (*1952) macht es sich nicht leicht: er komponiert nicht abstrakt und nach intellektuellen Regeln – was mehr Technik verlangt als Musikalität – sondern gemäß seiner Inspiration. Diese, so sagt er selber, steht in seiner harmonischen Sprache in Verbindung mit Klangästhetik, Humanismus und Spiritualität. Das zeigt sich sehr deutlich in der 6. Symphonie ‘La montagne de l’âme’ (Der Berg der Seele), die 2005 entstand und 2014 uraufgeführt wurde.

Die Inspiration fand der Komponist hierfür beim Heiligen Johannes vom Kreuz (1542-1591), einem Mystiker und Kirchenlehrer, der nach der Lehre Teresa von Ávilas lebte und sich für eine Reform innerhalb des Karmeliterordens einsetzte, was ihm schließlich zum Verhängnis wurde. Im Dezember 1577 wurde er entführt und im Ordensgefängnis des Klosters in Toledo eingekerkert, wo er als ‘hartnäckiger Rebell’ misshandelt und gedemütigt wurde. Diese Zeit wurde für ihn zum zentralen Erlebnis seiner Gotteserfahrung, aus der seine visionär-mystische Dichtung erwuchs. Mehr als 200 Jahre später, 1675, wurde Johannes vom Kreuz seliggesprochen, 1726 erfolgte die Heiligsprechung.

Philippe Chamouard verwirklicht im ersten Satz, Allegro risoluto, die Überlegung des Heiligen, die finstere Nacht müsse zunächst alles Unvollkommene in der Seele zerstören. Das bringt der Komponist mit energischer Rhythmik und kräftigen Akzenten zum Ausdruck. Das Andante cantabile zeigt in einer lang gezogenen, betont mystischen Melodie, wie sich die Seele durch Liebe mit Gott vereint. Das aufgewühlt-dramatische und sehr charakteristische Scherzo drückt die Gefahren aus, denen die Seele ausgesetzt ist, wenn sie sich am sichersten fühlt.

Im Finale, einem Allegro espressivo, geht es um die durchaus nicht qualfreie Reinigung der Seele und innere Entblößung, die zu einer Art hymnischen Erhebung führt, mit der das Werk endet.

Alain Pâris und dem Transsylvanischen Symphonieorchester aus Cluj-Napoka ist eine sehr gute, spannende und eindringliche Interpretation gelungen.

Die zweite Komposition, das ruhige, sehr lyrische und stimmungsvolle ‘Les Rêves de l’Ombre (Die Träume des Schattens’) ist eine adäquate musikalische Verlängerung der Symphonie und der Gedanken, die sie beim Zuhörer hervorgerufen haben mag. Auch dieses Werk ist in einer atmosphärisch dichten Aufnahme zu hören.

Eine sehr gute CD mit neuer symphonischer Musik, die ihren Ursprung nicht in avantgardistischem Streben, sondern in der Seele nimmt.

French composer Philippe Chamouard’s 6th Symphony as well as his tone poem Rêves de l’ombre are effectively written music in a mainly thought- and soulful manner, and surely they will find many friends among those who do not come to terms with a more radical contemporary music.

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