Igor Stravinsky: Le Sacre du Printemps +Chant Funèbre op. 5 + Jeu de Cartes + Agon + Konzert für Streicher D-Dur; Orchestre Philharmonique du Luxembourg, Gustavo Gimeno; 2 SACDs Pentatone Classics PTC 5186650; Aufnahmen 2017/2018, Veröffentlichung 19/10/2018 (104'40) – Rezension von Remy Franck

Mit einem Doppelalbum, das verschiedene Phasen von Igor Stravinskys kompositorischem Schaffen abdeckt, zeigt sich Gustavo Gimeno als höchst interessanter Stravinsky-Dirigent.

‘Le Sacre du Printemps’ lebt bei dem Spanier nicht allein von Rhythmik, Schlagkraft und starken Kontrasten: er bringt mit reichlich Farbe, vielen Nuancen und febriler Energie eine so lebendige, durchsichtige und im Detail geschärfte Interpretation zustande, dass man dafür nur lobende Worte finden kann. Man hat ganz einfach den Eindruck, farblich mehr zu hören als sonst, Klangkombinationen zu entdecken, die neu wirken. Was sein Luxemburger Orchester dabei leistet, ist eine unbestreitbare Höchstleistung.

Die erste SACD endet mit dem 1908, nach dem Tode von Nikolai Rimsky-Korsakov komponierten, später verschollenen und erst 2015 wiederentdeckten ‘Funeral Song’. Im Vergleich zu Gimenos spannungsgeladener und wirkungsvoll gesteigerter Interpretation, die deutlich auf die kommenden Ballette hinweist, ist Chaillys Aufnahme mit dem ‘Lucerne Festival Orchestra’ (Decca) eine lahme Ente, und das farblich faszinierende OPL spielt mindestens so gut wie die Festivalformation vom Vierwaldstätter-See.

Im neoklassizistischen ‘Jeu de cartes’ und im ‘Concerto in D’ ist der Gestus deutlich eleganter, das kompositorische Strickmuster stärker am französischen Ideal orientiert. Das hat schon bei manchen Dirigenten zu vornehmer Langeweile geführt. Nicht so bei Gustavo Gimeno, dessen Dirigat von einem bewegungsorientierten und dramatisch begründeten Pulsieren lebt.

Mit seiner sehr speziellen Klangwelt ist das 1957 entstandene Ballett ‘Agon’ ein nicht immer ganz leicht zugängliches Werk. Doch Gimeno hat einen guten Spürsinn, um aus der Partitur ein Ganzes zu machen und dem handlungslosen Ballett ein imaginär-dramatisches Raster zu geben. So wird das Stück sehr klar artikuliert, und es gelingt dem Dirigenten gleichzeitig, das Fluidum der Musik in faszinierender Form zum Ausdruck zu bringen.

Klanglich sind die Aufnahmen sehr gut, transparent und räumlich. Der Surround-Effekt ist optimal geregelt.

A most colourful Sacre du Printemps, an exciting Funeral Song – much better than the Chailly recording from Lucerne – and particularly refreshing and vivid performances of Jeu de cartes, Concerto in D and Agon – all of them most convincingly recorded – deserve a warm support.

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