Heinrich August Marschner: Hans Heiling; Rebecca Teem (Die Königin der Erdgeister), Heiko Trinsinger (Hans Heiling), Jessica Muirhead (Anna), Bettina Ranch (Gertrude),Jeffrey Dowd (Konrad), Karel Martin Ludvik (Stephan), Hans-Günter Papirnik (Niklas), Aalto-Theater Essen Chor, Essener Philharmoniker, Frank Beermann; 2 CDs Oehms OC 976; Aufnahmen 02/2018, Veröffentlichung 06/2019 (140') – Rezension von Uwe Krusch

Heinrich August Marschners Oper Hans Heiling stellt die Verbindung von Weber und seinem Freischütz zu Wagner her. Es handelt sich um ein romantisches Werk mit gesprochenen Dialogen in drei Akten und einem Vorspiel von Heinrich Marschner, das er nach einem Libretto von Eduard Devrient, der auch die Titelrolle in der Uraufführung sang, schuf.

Inhaltlich handelt es sich um eine böhmische Sage, die in mehreren Quellen zu finden ist. Hans Heiling ist der Sohn der Königin der Erdgeister der Unterwelt. Er hat sich in die sterbliche Anna verliebt und will die Unterwelt verlassen, um sie zu heiraten. Seine Mutter verssucht vergeblich, ihn abzuhalten. Er nimmt Juwelen und ein magisches Buch mit. Heiling findet Anna auf der Erde. Unbemerkt schaut Anna in sein Buch, das sie sofort mit Schrecken erfüllt; er verbrennt das Buch auf ihren Wunsch. Widerstrebend geht er mit ihr zum Dorffest, wo sie Konrad treffen, der Anna seit langem liebt. Konrad bittet Anna um einen Tanz. Heiling erhebt Einspruch, den Anna nicht beachtet.

Auf dem Heimweg wird Anna bewusst, dass sie Konrad liebt, aber mit Heiling verlobt ist. Die Königin erscheint und bittet sie, ihren Sohn freizugeben. Heiling besucht Anna und bietet ihr Juwelen an, die Anna zurückweist. Wütend sticht Heiling Konrad nieder. Er kehrt zu den Erdgeistern zurück und ruft diese zusammen, ist aber ohne sein Buch machtlos. Er hört, dass Konrad lebt und am nächsten Tag Anna heiratet. Als die Erdgeister sehen, dass Heiling so viel verloren hat, schwören sie ihm erneut die Treue. Er kehrt in die Oberwelt zurück, um Rache zu nehmen. Konrad und Anna heiraten, Heiling greift ein. Es erscheint die Königin und überredet ihren Sohn, sich zu versöhnen. Sie kehren in die Unterwelt zurück.

Die Struktur der Oper ist originell. Nicht die Ouvertüre zum ersten Akt eröffnet wie üblich; stattdessen gibt es einen Prolog vor der Ouvertüre, die nach dem Fallen des Vorhanges anfängt und während eines Szenenwechsels gespielt wird.

Einige Arien, wie insbesondere die von Heiling aus dem ersten Akt, die der Königin, das Finale des ersten Aktes mit dem Bauernchor, Annas Szene und Arie und andere sind beachtenswerte Musik, die auch manchmal losgelöst von dem Gesamtwerk aufgeführt wird.

Diese Einspielung aus Essen mit Ambiente und Slang aus dem Ruhrpott gewürzt, überzeugt ohne Einschränkungen mit ihrem markig direkten Zugriff, der wohl den bodenständigen Charakter der Menschen der Region spiegeln soll.

Doch auch die musikalische Umsetzung durch die Essener Philharmoniker unter Frank Beermann hebt die Schätze der Komposition mit sicherem Gespür für die Wesenszüge des Werkes. Beermann lässt das Stück farbenfroh und nuanciert aufleben und die Schichten zwischen dörflicher Substanz und individueller Zweisamkeit sehr ansprechend heraus musizieren. Nicht zu vergessen der Auftritt des Bergwerksorchesters Consolidation bei der Hochzeit, der einen weiteren subtilen Akzent für die lokale Zuordnung setzt.

Auch die Riege der Gesangssolisten, die vor allem mit der Aalto Oper in Essen verbunden sind, überzeugt. Heiko Trinsinger bringt in die Titelpartie seinen kräftigen Bariton ein, mit dem er die innere Zerrissenheit glaubhaft artikulieren kann. Jessica Muirhead als Anna mit Höhen und Dramatik glänzt. Bettina Ranch ist mit vollem Mezzosopran eine überzeugend besorgte Mutter. Jeffrey Dowd bleibt in der Partie des Konrad etwas blass. Rebecca Teem verfügt als Königin der Erdgeister über einen hochdramatischen Sopran, der ihr die nötige Kraft verleiht. Auch die Besetzungen der kleinen Rollen überzeugen. Kleine Splitter, wie ein zu starkes Vibrato hier oder eine Angestrengtheit dort, beeinträchtigen den Gesamteindruck nicht wirklich. Eine Freude ist auch der von Jens Bingert einstudierte Chor, der mit homogenen Klang und sicherem rhythmischem Ansatz gefällt.

Technisch sind einige Passagen lauter respektive andere leiser eingefangen, so dass beim Hören der CDs je nach Regelung manches sehr intensiv oder manches ein wenig leise erklingt. Alles in allem ist diese neue Einspielung eine gelungene Gestaltung des Werks, für die sich der Einsatz gelohnt hat.

The opera Hans Heiling by Heinrich Marschner marks the transition from Weber to Wagner. The legend about the mountain king, who wants to marry an earthly woman and finally distances himself from her, was Marschner’s long-sought subject. Frank Beermann makes an ideal advocate for this music, and his conducting is engaging and high-spirited. The singers are very good and the choir also adds to the overall atmospheric intensity.

 

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