Ludwig van Beethoven: Violinsonaten Nr. 9 A-Dur Op. 47 (Kreutzer), Nr. 4 a-Moll Op. 23, Nr. 2 A-Dur Op. 2 Nr. 2; Lorenzo Gatto, Violine; Julien Libeer, Klavier; 1 CD Alpha Classics 240; Aufnahme 01/2016, Veröffentlichung 06/2016 (73'14) - Rezension von Oliver Fraenzke

Durch ihren enormen Reichtum an Bezügen und ihren kontinuierlichen Fluss von Spannung und Entspannung bis in die verwinkeltsten Bereiche sind die Sonaten Ludwig van Beethovens besondere Herausforderungen an das Verständnis der Musiker, die vor der Aufgabe stehen, all dies auch hörbar zu machen. Für Alpha Classics spielen nun der Violinist Lorenzo Gatto und der Pianist Julien Libeer drei dieser Sonaten ein, deren tonales Zentrum jeweils der Ton A ist: die Violinsonaten Nr. 9 A-Dur Op. 47, als ‘Kreutzer-Sonate’ bekannt, Nr. 4 a-Moll Op. 23, und Nr. 2 A-Dur Op. 2 Nr. 2. Erwähnenswert ist, dass Rodolphe Kreutzer, dem die neunte Sonate gewidmet und nach dem sie benannt ist, sie als unspielbar beurteilte und niemals aufführte.

Die Musiker achten bei ihrer Darbietung genau auf den Urtext und heben jede dynamische und artikulatorische Bezeichnung der Noten hervor. Alleine schon durch diese Exaktheit entfalten sich viele Kontraste und Feinheiten, die sonst oft genug im Dunkeln bleiben.

Die Phrasierung ist durchaus reflektiert und gibt einen ausgefeilten Blick auf die Spannungsverhältnisse in den einzelnen Passagen frei. Vor allem die Sätze der Kreutzer-Sonate werden durch eine gewisse Stringenz des Spannungsbogens zusammengehalten und drohen so zu keiner Zeit zu zerfallen – auch die zweite Sonate weist einiges davon auf.

Sehr perlig und klar ist das Spiel von Julien Libeer, dagegen wirkt die Geige von Lorenzo Gatto in der Aufnahme trotz lebendigem Spiel etwas stumpf. So mögen über weite Strecken die beiden Spieler einfach nicht klanglich zusammenfinden, sie wirken distanziert – besonders auffällig wird dies in der zweiten Sonate. Ob dies der Aufnahmetechnik geschuldet ist oder tatsächlich an einem uneinigen Spiel liegt, lässt sich schwer beurteilen. Deutlich spürbar ist hingegen, dass gerade die schnellen Tempi überzogen nach vorne drängen, hauptsächlich in der Kreuzer-Sonate, wodurch die Lyrik der Seitenthemen unterminiert wird und auch die erdige Präsenz und Kraft der Hauptthemen etwas kurzatmig wird.

An sich liegt hier von beiden darbietenden Musikern eine überdurchschnittliche Leistung vor. Schade, dass diese durch kleine – aber unweigerlich spürbare – Aspekte getrübt wird.

Lorenzo Gatto and Julien Libeer play three violin sonatas by Ludwig van Beethoven with a reflected phrasing, but sometimes there is too much a rush in the music. The sound of the two doesn’t really want to interact.

 

 

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