Christoph König
(c) François Zuidberg

Er gehört zu den herausragenden Pianistenpersönlichkeiten der Gegenwart und er ist einer jener raren Künstler, die noch die traditionelle deutsche Schule in ihrem besten Sinne vertreten. Keine Mätzchen, keine Experimente, keine konstruierten Interpretationen: Gerhard Oppitz ist ein Pianist, der die Musik aus ihrem Kern her gestaltet, die Interpretation wächst von selbst. Sicher, das mag heute etwas konservativ und altbacken klingen, wer aber Oppitz im Konzert erlebt, der wird ganz schnell merken, dass hier ein ganz Großer zu Werke geht.

Der Brahms-, Schubert und Beethoven-Spezialist spielte am vergangenen Montag das beliebte 2. Klavierkonzert von Camille Saint-Säens, dessen 100. Todestag in diesem Jahr begangen wird. Oppitz’ Sichtweise war natürlich recht traditionell und konnte seine Vorliebe für das deutsche Repertoire nicht kaschieren. Zusammen mit den Solistes Européens Luxembourg unter Christoph König erlebte das Publikum einen recht Brahms-nahen Saint-Säens, was das Hörvergnügen aber keineswegs trübte, da der Komponist für französische Verhältnisse hier doch recht deftig komponiert und instrumentiert und sich dabei oft deutschen Vorbilden nähert.

Französischen Feingeist fand man in Olivier Dartevelles Nouvelle Antigone, einem Auftragswerk des Kulturministeriums, das als Uraufführung gespielt wurde. Dartevelle hat mit Nouvelle Antigone ein wundervoll instrumentiertes, musikalisch wohl ausbalanciertes und auch klanglich raffiniertes Werk geschaffen, in dem man manchmal Anklänge an Ravel und Debussy, aber auch an Bernstein und Stravinsky heraushören kann. Trotzdem ist Nouvelle Antigone ein ganz eigenständiges Stück; die Sprache ist verständlich und ständig überrascht uns Dartevelle mit tollen musikalischen Einfällen. Exzellent war die Wiedergabe durch die SEL, die an diesem Abend spielerisch und interpretatorische keine Wünsche offenließen. König zeigte sich in allen Werken inspiriert, so dass auch die Ouvertüre in C-Dur des wenig bekannten Albert Hermann Dietrich, einem Freund und Zeitgenossen von Schumann und Brahms, attraktiv wurde. Großartig war auch die 3. Symphonie von Johannes Brahms, die uns Christoph König in einer einerseits sehr pastoralen, andererseits ungewöhnlich dramatischen Leseart vorstellte. Bis auf einen Kiekser zum Schluss leisteten vor allem die Blechbläser hervorragende Arbeit und glänzten mit einem homogenen, goldenen Klang.

Alain Steffen

 

  • Pizzicato

  • Archives