Christoph König

Die  ‘Solistes Européens Luxembourg’ präsentieren wiederum eine spannende Saison, zusammengestellt nach Christoph Königs Kontrast-Prinzip. Der musikalische Leiter des Orchesters stellt gerne bekannte Werke einigen unbekannteren oder gar zeitgenössischen Stücken gegenüber, etwa Franz Schuberts Große C-Dur-Symphonie und die ‘Holiday Symphony’ von Charles Ives, oder Haydns Zweites Cellokonzert und Ernest Blochs ‘From Jewish Life’. Auch Richard Wagners C-Dur-Symphonie steht auf dem Programm sowie das Violinkonzert von James MacMillan (1959*),  ‘Shapeshifters’ ein Konzert für zwei Klaviere und Orchester von Paul Lansky (1944*) und die Uraufführung einer neuen Komposition des Luxemburgers Marco Pütz. Christoph König erklärt: « Mir gefällt, dass wir ein Publikum haben, das von der Alterstruktur her weder wirklich alt, noch wirklich jung ist, also eher ‘mittelalterlich’, und trotz konservativer Tendenzen sehr aufgeschlossen ist für Neues. Das schätze ich wirklich sehr. Das was wir machen, kann nur funktionieren, wenn ein Publikum hungrig ist und neugierig. »

Und wie ‘füttert’ man ein hungriges Publikum? König: « Wir versuchen lebendige Programme zu gestalten. Mein Geist tendiert immer in Richtung Eklektizismus mit reiner Freude an den Elementen und an den Kontrasten. Wir machen bevorzugt mehrfarbige Programme und riskieren manchmal Dinge, die vorher nie da gewesen sind,und nehmen gerne auch zeitgenössische Musik und sogar extreme Stücke auf, die man in einem normalen Symphoniekonzert nicht unbedingt erwartet. Die Flexibilität des Orchesters, das wir unseren Bedürfnissen entsprechend zusammensetzen können, erlaubt es uns, sehr variabel zu agieren. Das ist ein großer Vorteil.

Man sagt gerne, dass wir in einer Zeit der Highlights leben, dass der Eventkultur und dem Spektakel viel Wichtigkeit beigemessen wird. Klar merkt man, dass sich das Publikum gerne an der Suche nach neuen Superstars beteiligt und nach dem Kick im Konzertsaal verlangt. Aber wir sind in einem Repertoire, das es mit den Effekten von Hollywood-Filmen nicht aufnehmen kann. Und ein Konzertprogramm kann auch nicht nur von Stars und großen symphonischen Maschinen wie Mahler-Symphonien oder Messiaens Turangalîla leben. Wir müssen bedenken, dass es auch viele Leute gibt, die sich in unserer heutigen Welt nach Entschleunigung und Ruhe sehnen, und vielleicht bieten wir da genau die richtige Melange an, mit vielleicht hin und wieder einem kleinen Spektakel im Rahmen unserer Möglichkeiten, oft aber auch mit Rückbesinnung auf das, was unsere Kunstgattung am Ende bedeutet. Und die Bedeutung ist, wie in jeder Kunstgattung, schnell aufgezählt. Wir wollen berühren, wir wollen den Geist anregen, wir wollen auch unterhalten. Vielleicht können wir auch noch informieren. »

Christoph König stellt jedes Konzert unter einen Slogan, aber ein saisonübergreifendes Motto gibt es nicht: « Der rote Faden ist weniger thematisch als vielmehr die Lust, frei zu fabulieren und die Lust, Kurioses gegen Altbekanntes zu stellen. Ich will kein Motto, mit dem ich eine ganze Saison fest nagele. Auch ein Wagner- und Verdi-Jahr kann mir da nicht helfen. Solche Jahre sind ohnehin nur in der Vorbereitung interessant, in der Durchführung merkt man, dass es zuviel von diesen Geburtstagskindern gibt und man überall von ihrer Musik überflutet wird. Ich finde es viel interessanter, das Publikum mit verschiedenen Themen zu interessieren und zum Denken zu bringen. »

Zu den eingeladenen Solisten der neuen Saison gehören der Geiger Vadim Repin, der Cellist

Daniel Müller-Schott, die vielfach ausgezeichnete russische Pianistin Anna Vinitskaja, die umtriebige schottische Geigerin Nicola Benedetti, die immer wieder für Überraschungen gute Pianistin Gabriela Montero sowie das amerikanische Zwillingsduo Christina & Michelle Naughton, von dem der  ‘Philadelphia Inquirer’ sagte, die beiden Schwestern seien ‘paired to perfection’. Tradition ist, dass die Mehrheit der Solisten nicht zum ersten Mal beim Orchester ist, sondern nach einem oder gar mehreren Konzerten wieder eingeladen wurde. König: « Ja wir haben eine große Anhänglichkeit. Natürlich probieren wir neue Namen. Ich freue mich z.B. auf Daniel Müller-Schott, der noch nie bei uns war, mit dem ich aber schon bei anderen Orchestern zusammen gearbeitet habe und denke, mit ihm gut befreundet zu sein. Wenn wir heute Künstler bei uns präsentieren, die vor einigen Jahren schon bei uns waren, können wir stolz darauf sein, dass die ‘Solistes Européens’ eines jener Orchester sind, die gerne jungen Musikern eine Chance geben und umso freudiger solche Musiker wieder einladen, wenn sie sich einen bedeutenden Namen in der Musikwelt gemacht haben. Das ist ein schönes Gefühl. »

Christoph König leitet neben den ‘Solistes Européens’ Luxembourg als Chefdirigent auch das Symphonieorchester in Porto sowie als Gastdirigent zahlreiche bekannte Orchester auf der ganzen Welt. Und dennoch zieht es ihn immer wieder gerne nach Luxemburg: « Ich denke mit Fug und Recht, in Luxemburg meine künstlerische Heimat gefunden zu haben und, dass ich  – wenn der liebe Gott es gut mit mir meint und auch mit den ‘Solistes Européens’ und deren Finanzen solide gestaltet – gerne noch eine ganze Weile hier bleiben möchte, weil ich das, was ich hier habe, mit diesen Musikern, andernorts nicht finden kann. Es ist ein paradiesischer Zustand, nicht weil wir alle so toll sind, sondern weil wir nicht eine ganze Saison durchprogrammieren und jede Woche ein Konzert nach dem anderen geben müssen, weil wir das in regelmäßigen Abständen machen. Das führt dazu, dass wir nicht so schnell aneinander ermüden und auch das Publikum nicht so schnell ermüden. Die Musiker unseres Orchesters kommen hierher, weil sie sich für die Sache interessieren, sie kommen, um mit Freude zu musizieren. »

Zu erwähnen bleibt noch, dass neben den SEL-Zyklen auch der Zyklus ‘Camerata’ angeboten wird, ein Kammermusikzyklus, in dem in 2013/14 die Luxemburger Musiker Sandrine Cantoreggi, Michèle Kerschenmeyer, Jean Muller und Claudia Galli zu hören sein werden.

Weitere Informationen findet man im Internet unter www.sel.lu.

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