Sergei Rachmaninov: Klavierkonzert Nr. 2, Moments musicaux op. 16; Alexander Krichel, Klavier, Dresdner Philharmonie, Michael Sanderling; 1 CD Sony Classical 88875122772; 2015 (68') – Rezension von Remy Franck

Bedächtig und sehr kantabel beginnen Alexander Krichel und Michael Sanderling Rachmaninovs Zweites Klavierkonzert. So sichern sie sich Steigerungspotenzial und legen gleichzeitig das Fundament für Rachmaninovs Melancholie, die ein wichtiges Charakteriskum seiner Musik ist. Keine Aggressivität gibt es hier, aber viel tiefe Empfindung. Gewiss, man das alles dramatischer, kontrastreicher gehört, aber gerade die Zurückhaltung im Virtuosen und die Sorgfalt im Umgang mit den Farben geben im Zusammenspiel mit dem gut geformten Orchesterklang im ersten Satz eine räumliche Staffelung, die gut gefällt. Im zweiten Satz spürt man die Melancholie sehr gut, aber auch Aufbruchsstimmung. Krichel zeigt sich hier als wacher Musiker, und Sanderling als aufmerksamer Begleiter, der sich nicht an der Musik verliert, sondern seinen Solisten gut trägt. Im letzten Satz lässt dieser das Klavier dann so richtig funkeln, ohne je auf Show hin zu spielen, ohne die Musik knallig werden zu lassen.

Am Ende bleibt die Feststellung, dass diese neue Einspielung in der überaus reichen Diskographie kein neues Leuchtzeichen setzt, aber wie sollte das auch sein, wo doch in der obersten Interpretenschublade quasi jeder das Opus 18 eingespielt hat. Eine schöne CD ist es dennoch, mit, zuzüglich, einer guten Aufnahme der ‘Moments musicaux’ op. 16. Auch hier gibt sich Krichel nicht entfesselt, sondern er setzt auf Nuancen und Diversifizierung, soweit das etwas metallisch klingende Klavier diese Einschätzung zulässt.

Das Wiegenlied aus eigener Kompositionswerkstatt mag für den jungen Pianisten eine Herzensangelegenheit gewesen sein, für den Zuhörer wirkt es nach Rachmaninov aufgesetzt und wie vom Discounter.

There are many outstanding recordings of Rachmaninov’s Second Concerto, and young Alexander Krichel’s performance has no chance to get included among those. Nevertheless, the recording reveals a sensitive and musically fine pianist who, teamed up with Michael Sanderling, comes up with a performance that is faithful to the intensity and the expressiveness of the work. His Moments musicaux are finely shaped and respond keenly to mood and atmosphere of each piece.

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