Vyacheslav Artyomov: Gentle Emanation, Tristia II; Philip Kopachevsky, Klavier, Mikhail Philippov, Erzähler, Russian National Orchestra, Theodor Currentzis, Vladimir Ponkin; 1 CD Divine Art dda 25144; Aufnahmen 02/2011, Veröffentlichung 10/2016 (71'25) – Rezension von Uwe Krusch

Die Musik des 1940 geborenen Russen Vyacheslav Artyomov lässt sich abseits von Stilrichtungen mit den von ihm angestrebten Eckpunkten ‘archaisch’, ‘christlich’ und ‘östliche Meditation’ umreißen. Zusammen mit russischer Folklore entwickelt sich daraus ein eigener Stil, den er als ‘ewig’ beschreibt.

1975 gründete Artyomov gemeinsam mit den Komponisten Wiktor Suslin und Sofia Gubaidulina das Improvisationsensemble ‘Astreja’, das auf Folkloreinstrumenten improvisierte, um dadurch Anregungen für ihre kompositorische Arbeit zu erhalten.

Die beiden großformatigen Werke auf dieser CD sind zum einen die Symphonie ‘Gentle Emanation’ als dritter Satz der symphonischen Tetralogie ‘Symphony of the Way’, zum anderen ‘Tristia II’ für Klavier und Orchester mit Sprecher.

Der Titel ‘Freundliche Ausstrahlung’ basiert mit 28 fortlaufenden Abschnitten und mehr als 40 Minuten Spielzeit auf einem Moment aus dem Buch Hiob, in dem Hiob Gott erwartet. Das Stück hat mit Currentzis einen Dirigenten gefunden, der in Artyomov den Bruckner des 21. Jahrhunderts sieht. Dementsprechend entwickelt er das Werk voller Intensität wirkungsvoll über die gesamte Dauer.

‘Tristia II’, von Vldimir Ponkin geleitet, ist eigentlich ein Klavierkonzert, dazu gesellt sich ein Sprecher. Dieser tritt über eine längere Strecke am Anfang und nochmals am Ende zu ruhigem Orchesterteppich in Erscheinung. Die Zahl anderer Werke mit Erzähler ist überschaubar, im Rahmen eines Konzertes wohl einmalig. Der Schwerpunkt der Komposition liegt dennoch auf dem Klavierpart, der sich organisch in das musikalische Geschehen im Orchester einfügt. Die Texte sind Gebete um göttliche Beihilfe für künftige Aufgaben; auch die Musik ist religiös inspiriert.

Das russische Nationalorchester ist ein arrivierter Klangkörper, der sich mit Hingabe und Können dem Schaffen Artyomovs widmet. Mit Ponkin und noch mehr Currentzis haben sie Dirigenten gefunden, die die großen Formen erfolgreich formen und Spannungen erzeugen und halten können. Der Pianist Kopachevsky meistert den Klavierpart mit Bravour. Die in Russisch vom Schauspieler Philippov ausgefüllte Sprachrolle ist intensiv, wirkt aber trotzdem eher als Beiwerk.

Two large compositions by Vyacheslav Artyomov form an interesting program, well worth listening. The performers are totally committed and the result is truly exciting.

 

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