Tales from Russia; Sergei Prokofiev: Erzählungen Einer Alten Großmutter, Op. 31 (Tales of an Old Grandmother; Modest Mussorgsky: Eine Nacht auf dem kahlen Berge (A Night on the Bare Mountain); Nikolai Rimsky Korsakov: Scheherazade, op. 35 (Transkr. Von Paul Gilson); Simon Trpceski, Klavier; 1 CD Onyx 4191; Aufnahme 05/2018, Veröffentlichung 11/2019 (65'31) - Rezension von Remy Franck & Guy Engels

(Remy Franck) Der mazedonische Pianist Simon Trpceski beginnt sein Programm mit einer stimmungsvollen Interpretation der Erzählungen einer Alten Großmutter von Sergei Prokofiev. Danach kommt, hoch virtuos, aber nicht besonders spannungsvoll, Modest Mussorgskys Eine Nacht auf dem kahlen Berge.

Pianistisch nimmt Trpceski sehr viel aus der Scheherazade-Bearbeitung von Paul Gilson heraus, er spielt virtuos und kraftvoll, schön reflektiv in den ruhigeren Momenten und versucht auch mit vielen Farben, die Musik interessant werden zu lassen.

Dass die Transkription des belgischen Komponisten die orientalischen Farben des Originals nicht hundertprozentig wiedergeben kann, ist verständlich. Dafür bietet sie aber genügend Pianistisches, um die Musik nicht zu einer Schwarz-weiß-Kopie des Originals werden zu lassen, zumindest wenn ein Pianist wie Trpceski das 1001-Nacht-Drama sehr gut wiedergibt.

(Guy Engels) Das Feuer lodert im Ofen, die Großmutter wippt im Schaukelstuhl und erzählt Geschichten aus alten Zeiten. So stellt man sich die Szenerie vor, wenn Simon Trpceski Prokofievs Tales of an Old Grandmother spielt. Nichts in dieser Interpretation ist gekünstelt, ist kindlich oder gar kindisch. Der Pianist versteht es, wie eine liebevolle Großmutter, Geschichten zu erzählen. Sein weicher Anschlag, perlende Klänge und eine große Bandbreite an Klangfarben fordern geradezu zum Zuhören auf.

Viel Emotion steckt auch in Mussorgskys Hexensabbath auf dem Kahlen Berg. Es ist nicht das große Gruseln, das Trpceski in den Mittelpunkt stellt, sondern die schauderhafte, mysteriöse, manchmal auch undurchdringliche Stille einer schaurig-schönen Vollmondnacht.

In Rimsky-Korsakovs Erzählung aus Tausendundeiner Nacht schwenkt Simon Trpceski die Kamera vollends auf die betörend Scheherazade, die mit intimen, berührenden Geschichten den grimmigen König betört. Im Finale zündet der Pianist – zum glücklichen Ende des Märchens – ein farbenprächtiges Feuerwerk an Rhythmen und Klangfarben.

Macedonian pianist Simon Trpceski begins his programme with an atmospheric interpretation of the Stories of an Old Grandmother by Sergei Prokofiev. His performance of Modest Mussorgsky’s A Night on Bald Mountain is highly virtuoso but not particularly exciting. Pianistically Trpceski handles Paul Gilson’s Scheherazade arrangement very well. His playing is virtuoso and powerful, beautifully reflective in the quieter moments, and with many colours he tries to make the music attractive. It is understandable that the transcription of the Belgian composer cannot fully reproduce the oriental colours of the original. On the other hand, the pianistic quality is high enough not to let the music become a black-and-white copy of the original, at least when a pianist like Trpceski reproduces the 1001 Nights drama so well.

  • Pizzicato

  • Archives