Valentin Silvestrov: Requiem für Larissa für Chor und Orchester; Chor des Bayerischen Rundfunks, Priska Eser, Sopran, Jutta Neumann, Alt, Andreas Hirtreiter, Tenor, Wolfgang Klose, Michael Mantaj, Bass, Münchner Rundfunkorchester, Andres Mustonen; 1 CD BR Klassik 900344; Aufnahme 06.2011, Veröffentlichung 02.09.2022 (60:'15) – Rezension von Uwe Krusch

Die Komposition des sogenannten Larissa Requiems war für den ukrainischen Komponisten Valentin Silvestrov eine Notwendigkeit, um den ungeklärten Tod seiner Frau Larissa zu verarbeiten. Deshalb wurde sein Werk ein Klagegesang und kein Drama des Jüngsten Tages. Die endlosen, weltverlorenen Wiederholungen darf man als Kommentar zum gemeinsamen Leben hören, gespickt mit Erinnerungen, Rückblicken und persönlichen Nachworten. Inzwischen mag man das Werk dieses ukrainischen Komponisten vielleicht allgemeiner auch vor dem Hintergrund des Krieges von Putin und der russischen Armee gegen das Bruderland mit Konnotationen zu sinnlosem Morden hören.

Silvestrov hat die Worte der lateinischen Totenmesse vertont, in die er ein ukrainisches Gedicht als Abschiedsgruß einfließen lässt. Da er die theologische Ordnung unwiderruflich aufgelöst hat, erklingt gleichwohl keine Messe. Ohne Zentrum treiben vereinzelte Worte frei und verloren aus- und durcheinander und verlieren sich zutiefst traumatisiert in flüchtigen Erinnerungen und Gedanken.

Seit gut einem halben Jahrhundert hat Silvestrov einen eigenständigen Stil, den er selbst als Meta-Musik bezeichnet und den man nahe der westlichen Neo-Romantik oder dem Post-Modernismus verorten mag. Die weit ausladenden Gesten zeigen eher noch die Trauer und die Zeit der Verarbeitung des Verlustes als eine Neubesinnung. Der fünfstimmige Chor, der mit einem Basso profundo in der Tiefe abgerundet wird, und die aus ihm kommenden Solisten machen diese Stimmung, die nichts als Bedrückung hören lässt, eindrucksvoll deutlich.

In diesem Mitschnitt eines Konzertes, das bereits 2011 stattfand, findet das Orchester eher eine untermalende Rolle, bei der auch Akzente gesetzt werden. In einigen Abschnitten, auch solche, in denen ein Synthesizer hinzu tritt, werden auch Naturgeräusche wie Wind, imitiert, aber auch die alte, heile Welt mit Mozartklängen. Andres Mustonen hält alle Beteiligten mit der notwendigen Freiheit bei guter Koordination so in Kontakt, dass ein sehr dichtes und eindrückliches Tongemälde hörbar wird, das bei allem Schmerz dennoch keine Verzweiflung aufkommen lässt. Die von der Technik des Bayerischen Rundfunks produzierte Aufnahme bietet von daher zusammen mit dem informativen Beiheft eine qualitativ hochwertige Abrundung.

The composition of the Requiem was a necessity for Silvestrov to come to terms with the unexplained death of his wife Larissa. That is why his work became a lament and not a drama of the Last Day. The endless, world-forlorn repetitions may be heard as a commentary on their life together, peppered with reminiscences, retrospectives and personal epilogues. Meanwhile, one may hear the work of this Ukrainian composer more generally also against the background of the war of Putin and the Russian army against the brother country with connotations of senseless murder.

Silvestrov sets to music the words of the Latin requiem mass, into which he incorporates a Ukrainian poem as a farewell. Since he has irrevocably dissolved the theological order, no mass is heard at the same time. Without a center, isolated words drift freely and forlornly out and about, losing themselves deeply traumatized in fleeting memories and thoughts.

For a good half century Silvestrov has had an independent style, which he himself calls meta-music and which one might locate close to Western neo-romanticism or post-modernism. The sweeping gestures still show mourning and the time of processing loss rather than reconsideration. The five-part chorus, rounded out with a basso profundo in the low register, and the soloists who come from it, make this mood, which lets nothing but dejection be heard, impressively clear.

In this recording of a concert that took place back in 2011, the orchestra finds more of an underlining role, where accents are also added. In some sections, including those in which a synthesizer is added, natural sounds such as wind, are also imitated, as well as the old, ideal world with Mozart sounds. Andres Mustonen keeps all participants in contact with the necessary freedom with good coordination in such a way that a very dense and impressive music becomes audible, which nevertheless does not let despair arise despite all the pain. The recording, produced by the Bayerischer Rundfunk technical department, together with the informative booklet, therefore offers a high-quality rounding off.

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