Drei Komponisten-Förderpreise der Ernst von Siemens Musikstiftung gehen dieses Jahr an den Katalanen Luis Codera Puzo, den Italiener Simone Movio und Brigitta Muntendorf aus Deutschland. Die Auszeichnung für vielversprechende junge Komponisten ist jeweils dotiert mit 35.000 Euro. Zudem erhält jeder der jungen Künstler eine eigens produzierte Porträt-CD. Der internationale, mit 250.000 Euro dotierte Ernst von Siemens Musikpreis für ein Lebenswerk im Dienste der Musik geht 2014 an den deutschen Musikwissenschaftler und Dirigenten Peter Gülke.

Musik ist für den italienischen Komponisten Simone Movio eine anspruchsvoll gestaltete Form von Zeit. Seine Kompositionen entwerfen Erfahrungsräume, die uns außerhalb der Kunst unzugänglich blieben. Movios Verzicht auf Selbstbespiegelung und auf das Ausstellen von Befindlichkeiten in seiner Musik hat etwas ungeheuer Befreiendes. ‘Objektivität’ im Sinne einer überpersönlichen Gestaltungskraft zeichnet alle seine Werke aus. Prägend für die musikalische Ausbildung des 1978 geborenen Italieners war sein Studium bei Beat Furrer an der Grazer Universität für Musik und Darstellende Kunst. Movio ist außerdem Gitarrist.

Charakteristisch für die musikalische Entwicklung von Luis Codera Puzo (*1981, Barcelona) ist eine gewisse Unzufriedenheit, die sich in einem Bedürfnis nach ständiger Suche äußert und sich daran zeigt, dass er die seiner Musik zu Grunde liegenden Ideen fortlaufend revidiert. Seine musikalische Ausbildung begann er autodidaktisch. Später studierte er elektrische Gitarre, Klavier, Posaune, Schlagzeug und Big-Band-Arrangement und -Theorie. Schließlich studierte er Komposition bei Agustí Charles und Wolfgang Rihm und belegte zahlreiche Meisterkurse. Er ist Mitbegründer und künstlerischer Leiter des Ensembles ‘CrossingLines’ aus Barcelona, das sich intensiv für die zeitgenössische Musik engagiert. In den letzten Jahren hat sich Luis Codera Puzo als Komponist und Interpret zunehmend auf modulare Synthesizer und teilweise auch auf E-Gitarre konzentriert.

Die 1982 in Hamburg geborene Komponistin Brigitta Muntendorf studierte bei Younghi Paagh-Paan, Günther Steinke, Krzysztof Meyer, Rebecca Saunders und Johannes Schöllhorn. Komponieren als praktizierte künstlerische Forschung, das Experimentieren mit offenem Ausgang und das mutige Erkunden noch nicht kartierter Handlungs- und Ausdrucksfelder sind Grundzüge ihrer Poetik und hervorstechende Charakteristika ihrer Kompositionen. Muntendorfs Werke ähneln oft Versuchsanordnungen: Ob sie sich einem ungewöhnlichen und noch kaum genutzten Materialfundus widmet oder mit kompositorischen Mitteln bestimmte musikalische Handlungsformen durchleuchtet, ob sie die Untiefen musikalischer Floskeln auslotet oder die durch Internet und ‘social media’ entstandenen neuen Kunstformen des digitalen Zeitalters in ihr Schaffen einbezieht – niemals wird bei ihr bloß das Gesicherte verwaltet oder das zweifelsfrei Beherrschte repetiert, es wird vielmehr gesucht, ausprobiert, riskiert.

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