Richard Wagner: Parsifal (Ausz.) + Tristan und Isolde (Vorspiel 1 & Liebestod) + Die Walküre (Ausz. 1. Akt); Michelle DeYoung, Simon O'Neill, Orchestre National d'Île de France, Case Scaglione; 2 CDs Nomadmusic NMM085; Aufnahme 10/2019, Veröffentlichung 22/01/2021 (89'30) – Rezension von Remy Franck

Mühsam schleppe ich meine Ohren durch die erste CD dieses Albums, die mit den Parsifal-Aufzügen. Langeweile pur, kein wirklicher Wagner-Atem, keine Wagner-Stimmungen. Nicht besser wird’s im Tristan-Vorspiel, das völlig uninspiriert vorbeifließt. Michelle DeYoung singt den Liebestod mit einer Kartoffel im Mund. Liebestod-Stimmung kommt keine auf. In ‘Das Schwert verhieß mir der Vater’ bringt Simon O’Neill bewundernswert brillante Spitzentöne zustande, aber im weiteren Verlauf der Szene schläft er ein. Kein Wunder, bei diesem Dirigenten. Völlig langweilig dann auch ‘Schläfst du Gast?’. DeYoung kann in keinem Moment die Erregung zeigen, die Sieglinde erfasst hat. Auch Siegmunds Winterstürme werden gesungen, als sei der Held gerade bei Sieglinde zum Kaffeekränzchen. Scaglione spielt den Ober und schwenkt bedächtig das Tablett. ‘Du bist der Lenz’ singt Oma Sieglinde dann, behäbig und schmalzig. Weil Scaglione dann doch wieder erwacht, gerät der Schluss etwas besser, doch von richtigem Liebesenthusiasmus der Zwillinge sind wir sehr weit entfernt, auch wenn O’Neill wieder mit Spitzentönen glänzt, aber er überzeugt eben auch nur im oberen Register. O’Neill ist einer jener Sänger, die der Dirigent nicht einfach singen lassen darf. Dieser Mann muss geführt und unterstützt werden, Inspiration muss ihm wie eingeimpft werden. Und das passiert hier definitiv nicht.

Das Orchestre National d’Île de France zeigt auf beiden CDs, dass es kein Wagner-Orchester ist, so wie Scaglione zeigt, dass er kein Wagner-Dirigent ist.

Pure boredom, no real Wagnerian breath, no Wagnerian moods are heard through the first CD of this album, the one with the Parsifal excerpts. It doesn’t get any better in the Tristan prelude, which is completely uninspired. Michelle DeYoung sings the Liebestod with a potato in her mouth. There is no Liebestod mood. In ‘Das Schwert verhieß mir der Vater,’ Simon O’Neill produces admirably brilliant top notes, but he falls asleep as the scene progresses. No wonder, with this conductor. Completely boring, then, is ‘Schläfst du Gast?’ DeYoung cannot at any moment show Sieglinde’s excitement. Siegmund’s Winterstürme is also sung as if the hero were just at Sieglinde’s for coffee and cake. Scaglione plays the waiter and thoughtfully swings the tray. Grandma Sieglinde’s ‘Du bist der Lenz’ is ponderous and schmaltzy. Because Scaglione then awakens again, the ending turns out a little better, but we are very far from real enthusiasm of the lovers, even if O’Neill shines again with top notes, being convincing only in the upper register. O’Neill is one of those singers whom the conductor cannot simply let sing. This man must be guided and supported, inspiration must be instilled in him. And that does not happen here.
The Orchestre National d’Île de France shows on both CDs that it is not a Wagner orchestra, just as Scaglione shows that he is not a Wagner conductor.

  • Pizzicato

  • Archives