Dmitri Shostakovich: Violinkonzerte Nr. 1 & 2; Alina Ibragimova, Violine, Staatliches Akademisches Symphonie Orchester Russland Evgeny Svetlanov, Vladimir Jurowski; 1 CD Hyperion CDA68313; Aufnahme 02+07/2019, Veröffentlichung 29/05/2020 (71'26) – Rezension von Uwe Krusch

Beide Violinkonzerte von Dmitri Shostakovich entstanden für David Oistrakh, den damals führenden Geiger. Das erste schuf Shostakovich auf Anregung des Solisten hin, das zweite wurde ein verfrühtes Geschenk zu dessen 60. Geburtstag. Im ersten Konzert hatte der Komponist ursprünglich nach der bereits fordernden Passacaglia noch eine weitere Hürde eingebaut. Der vierte Satz wird attacca angehängt und das burleske, volkstümlich anmutende Thema wurde auch dem Solisten anvertraut. Oistrakh hatte ihn angefleht, diesen Teil auf das Orchester zu übertragen, um dem Geiger eine Pause zu gönnen. Ibragimova spielt hier erstmals die Urfassung ein, bei der das Thema des vierten Satzes bei der Geige liegt.

Alina Ibragimova sehr inspirierende Deutungen zeigen nicht nur die exzellente Technikerin, sondern vor allem, dass diese Solistin die Musik zu ihrem Innersten Wesen macht und damit eine Intensität im Ausdruck erreicht, die in ihren Bann zieht. Auch bei diesen beiden Werken, die schon aus sich heraus das Innere des Komponisten offen legen, gelingt diese Symbiose überzeugend. So werden die eröffnenden Töne des ersten Soloparts im a-Moll Konzert fast schülerhaft stockend und damit doch auch so intensiv suchend und vorwärtsstrebend ans Ohr getragen, dass der Zuhörende sofort in den Bann gezogen ist und nicht mehr los kommt.

Das Svetlanov-Orchester begleitet die Solistin unter der Stabführung von Vladimir Jurowski. Ihnen gelingt eine die Intensität spiegelnde Umgebungszeichnung, die von der Qualität des Ensembles zeugt, die über der höher gehandelten Qualität manches Klangkörpers aus dem gleichen Staate liegt. Andererseits hätte man sich auch manches Detail noch farbiger und deutlicher durchleuchtet vorstellen können.

Both of Shostakovich’s Violin Concertos were written for David Oistrakh. In the first concerto, the composer had originally added a further hurdle after the already demanding Passacaglia. The fourth movement is appended attacca and the burlesque folksy theme was also to be played by the soloist. Oistrakh asked the composer to transfer this part to the orchestra in order to give the violinist a break. Alina Ibragimova has recorded the original version for the first time, in which the theme of the fourth movement is played by the violin. She delivers very inspiring interpretations. Not only do they show the excellent technician, but above all a soloist who makes the music her innermost thing and thus achieves an enormous expressive intensity. Und the baton of Vladimir Jurowski, the Svetlanov Orchestra’s accompaniment is intense and testifies to the quality of the ensemble. Yet, one could have imagined details to be even more colourful and clearly highlighted.

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