Gregor Joseph Werner: Der verlorene Sohn (Introductio) + In monte oliveti + Absalon (Introductio) + Ecce vidimus eium + Job (Introductio) + Requiem in c-Moll + Miserere mei Deus; Anne Bierwirth, Alt, Magdalene Harer, Sopran, Tobias Hunger, Tenor, Markus Flaig, Bassbariton, Daniel Trumbull, Cembalo, La Festa Musicale, Voktett Hannover, Lajos Rovatkay; 1 CD Audite 97808, Aufnahme 21.-24.01.2022, Veröffentlichung 04.11.2022 (57’00) - Rezension von Uwe Krusch & Guy Engels

(Uwe Krusch) – Der Stil von Gregor Joseph Werner war der allgemeine Stil seiner Zeit, wie er auch bei Fux und Caldara zu finden ist. Werner bewertete den musikalischen Ausdruck höher als den äußeren Glanz seiner Werke. Deshalb wurden sie als « schön, aber schwer“ angesehen. Für die Kapelle des Fürsten Esterhazy schrieb er eine große Anzahl von Kirchenmusikwerken. Haydn als sein Nachfolger hielt die Musik seines Vorgängers in Ehren und ließ sogar sechs Fugen für Streichquartett von Werner posthum herausgeben.

Lajos Rovatkay legt nun in einer auf vier Ausgaben angelegten Reihe den zweiten Teil vor. Zum Thema Buße und Reue werden ein Requiem sowie Introduktionen zu Oratorien zur Karwoche bzw. Motetten für diese Zeit des Kirchenjahres vorgestellt. Werner versteht es, in seiner Musik frühere Techniken wie die Polyphonie ebenso wie für seine Zeit progressive Harmonik einzusetzen.

Bereits in der ersten Ausgabe gelang es Lajos Rovotkay und den mit ihm Musizierenden, die Qualität der Werke zu zeigen. Auch in dieser Ausgabe mit den bewährten Kräften zeigen sowohl die kürzeren Ausschnitte wie auch das gut zwanzigminütige Requiem, welche Ausdrucksmöglichkeiten Werner darzustellen wusste.

Rovatkay als Organist und Dirigent kann sein Ensemble La Festa Musicale zu einem der sakralen Musik angemessen feierlichen Ton anregen, ohne deswegen die Freude an der Musik und ihre emotionale Tiefe zu unterdrücken. Das Ensemble aus Chor und Instrumentalisten haben im wiederholten Umgang mit der Musik dieses Komponisten eine selbstverständliche Sicherheit und Ausdrucksfeinheit entwickelt, die mit elegant zupackendem Spiel überzeugen.

Und ebenso überzeugen wiederum die Gesangsolisten, zu denen sich in dieser Aufstellung die Sopranistin Anna Bierwirth nahtlos hinzu- und einfügt. Obwohl die kurzen Sätze immer nur begrenzten Raum lassen, verstehen es die Solisten, in dieser Zeit ihre Stimmen so zu entfalten, dass eine nuancenreiche Gesangswelt entsteht. Das abschließende Miserere wird bei ihnen zu einem ausgereift verflochtenen Kleinod inniger Vertiefung.

The style of Gregor Joseph Werner was the general style of his time, as it can also be found in Fux and Caldara. Werner valued musical expression more than the external splendor of his works. Therefore, they were considered « beautiful but heavy. » He wrote a large number of church music works for the chapel of Prince Esterhazy. Haydn, as his successor, honored his predecessor’s music and even had six fugues for string quartet by Werner published posthumously.

Lajos Rovatkay now presents the second part in a series planned for four editions. On the theme of penitence and repentance, a requiem is presented, as well as introductions to oratorios for Holy Week and motets for this time of the church year. Werner knows how to use in his music earlier techniques such as polyphony as well as harmonies that were progressive for his time.

Already in the first edition Lajos Rovotkay and his musicians succeeded in showing the quality of the works. And so again, with the proven forces, both the shorter excerpts and the good twenty-minute Requiem show what expressive possibilities Werner’s music has. 

As organist and conductor Rovatkay is able to inspire his ensemble La Festa Musicale to a solemn tone appropriate to sacred music, without therefore suppressing the joy of the music and its emotional depth. The ensemble of choir and instrumentalists have developed a self-evident certainty and expressive finesse in their repeated dealings with this composer’s music, and their elegantly gripping playing is convincing.

And equally convincing, again, are the vocal soloists, joined in this lineup seamlessly by soprano Anna Bierwirth.

Although the short movements always leave only limited space, the soloists know how to unfold their voices during this time in such a way as to create a vocal world rich in nuances. The concluding Miserere becomes with them a maturely interwoven gem of intimate deepening.

(Guy Engels) – Gregor Joseph Werner war Haydns Vorgänger als Kapellmeister der Fürstenfamilie Esterhazy, ein Etikett, das der gebürtige Niederösterreicher wohl nie ganz abstreifen wird.

Die vorliegende Produktion widmet sich der Gattung, die Werner am meisten gepflegt hat: die Sakralmusik – hier mit dem späten Requiem von 1763 als Hauptwerk sowie einigen A-Capella-Motetten und Orchestervorspielen. Thematisch verbindet die meisten Werke das Büsserthema, und es ist gerade die musikalische Darstellung dieses Grundmotives,  die hier hervorragend gelungen ist.

Sämtliche Akteure vermitteln die Inhalte der Musik mit einer tiefen Intimität, die von innen strahlt. Der Büsser ist hier nicht nur der geknickte Mensch, sondern der ebenso hoffnungsvolle.

Lajos Rovatkay animiert La Festa Musicale, das Solistenquartett sowie das Voktett Hannover zu einem fein strukturierten, transparenten Musizieren im Sinne der Spiritualität. Hervorzustreichen sei dennoch die Leistung von Voktett Hannover, das mit seinen acht Stimmen die Strahlkraft eines großen Vokalensembles hat, ohne stimmlich und in der Klangbalance die Dinge zu forcieren.

Gregor Joseph Werner was Haydn’s predecessor as Kapellmeister to the Esterhazy family, a label the native of Lower Austria will probably never entirely shed.

The present production is devoted to the genre Werner most cultivated: sacred music – here with the late Requiem of 1763 as the main work, as well as several a cappella motets and orchestral preludes. Thematically, most of the works are united by the penitent theme, and it is precisely the musical representation of this basic motif that is superbly accomplished here.

All the players convey the content of the music with a deep intimacy that radiates from within. The penitent here is not only the bent man, but the equally hopeful one.

Lajos Rovatkay animates La Festa Musicale, the soloist quartet as well as the Voktett Hannover to a finely structured, transparent music making in the sense of spirituality. Nevertheless, the performance of Voktett Hannover should be emphasized, which with its eight voices has the radiance of a large vocal ensemble without forcing things vocally or in the tonal balance.

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