Toshiro Mayuzumi: Prelude für Streichquartett; Joseph Haydn: Streichquartett Nr. 234 (op. 20 Nr. 4); Anton Webern: 6 Bagatellen für Streichquartett op. 9; Martin Derungs: Triptych op. 152; Pacific Quartet Vienna; 1 CD Gramola 99107; Aufnahmen 5/2016, Veröffentlichung 11/2016 (64'32) – Rezension von Uwe Krusch

Der italienische Maler Giovanni Segantini hat für die Weltausstellung 1900 in Paris ein Alpentriptychon unter dem Titel ‘Werden – Sein – Vergehen’ geschaffen. Die Musikwerke auf dieser CD werden jeweils einem dieser Momente zugeordnet und sollen so auch die große Einheit bilden.

Den Anfang macht Mayuzumis ‘Prelude’, das in einer Trapezsitzordnung mit einigem Abstand zwischen den Musikern gespielt wird. Dadurch wird eine für jede Stimme einzeln erhörbare Situation geschaffen, die vom gewohnt europäischen Zusammenklang abweicht. Das Stück spielt eher in der unteren Lautstärkeskala. Dadurch wird das Sein der Stille erfahrbar, nicht das Werden und Vergehen der Töne. Das Eingefroren-musikalische der ‘Bagatellen’ von Anton Webern ist ebenfalls dem Sein zuzuordnen. Webern war übrigens glühender Bewunderer des Malers.

Das magische Licht der untergehenden Sonne im Gemälde als Werden ist dem vierten Sonnenquartett von Haydn zugeordnet. Alle drei Komponenten sind in dem Werk ‘Tryptich’ von Martin Derungs vereint, dass somit ein musikalisches Abbild der Gemälde ist und für die aufführenden Musiker geschaffen wurde. Es bietet leicht neutönende Klänge, ohne die Ohren zu strapazieren.

Die Besetzung des Ensembles mit asiatischen und europäischen Musikern spiegelt sich in der Programmgestaltung auch dieser CD wider. Dabei befruchten sich wohl die Charaktere der Musiker, denn es gelingt für jedes Werk den richtigen Ansatz zu finden. Haydn erklingt klassisch rein, und es strahlt das Licht der Sonne. Webern wird mit der in der Kürze und Konzentration der Stücke gebotenen Kargheit dargeboten.

Das einleitende ‘Prelude’ schafft eine dem westlichen Hörer ungewohnte Atmosphäre, da der Raum zwischen den Instrumenten und damit auch den Tönen erklingt. Verschiedene Stimmungen zeichnen das musikalische ‘Triptych’ aus. Düsterheit, die aus Hader und Ringen resultiert, wird erst im Finale durch Sonnenstrahlen vertrieben, die Frieden bringen, mit dem das Stück verklingt.

Das Quartett pflegt einen harmonischen warmen Klang und treibt keine klanglichen Spitzen. Dieser Ansatz kommt den dargebotenen Werken zugute, so dass eine rundum gelungene Einspielung entstanden ist.

This album’s title Werden-Sein-Vergehen is derived from the painter Giovanni Segantini’s triptych Becoming-Being-Passing Away and is the center of inspiration for this recording. The varied performances match the style of each of the very different works. Technically the Pacific Quartet’s playing is impressive too.

  • Pizzicato

  • Archives