Double-je: Arthur Honegger: Sonatine H. 29 für 2 Violinen; Sergei Prokofiev: Sonate für 2 Violinen op. 56; Eugène Ysaye: Sonate a-Moll op. posth. für 2 Violinen; Raphaël Oleg, Frédéric Angleraux; 1 CD Schweizer Fonogramm; Aufnahme 10/1999; Veröffentlichung 09/2019 (60'17) – Rezension von Uwe Krusch

Den Titel Double-je könnte man auch anders verstehen als er gemeint ist. Ein zweifaches Ich könnte auch zwei Alphatiere meinen, die sich gegenseitig die Vorherrschaft streitig machen. Das genau ist hier aber nicht der Fall, sondern der Fall, der sich im Deutschen vielleicht mit Seelenverwandtschaft betiteln lässt. Und auch das ist wieder in zweifacher Sicht verstehbar. Es meint zuallererst die Werke. Denn zwei gleiche Instrumente, hier Violinen, im Duo ergeben ja keinen Widerspruch, der einen künstlerischen Reiz auslöst, sondern eine Gleichartigkeit, die bei ungeschickter Behandlung Langeweile bewirkt. Seelenverwandtschaft meint hier dann auch die der beiden Musiker, die sich durch Vermittlung ihres gemeinsamen Geigenbauers kennenlernten und sogleich ihre Bruderschaft im Geiste erkannten.

Dieses gegenseitige tiefe Verständnis der beiden Interpreten kann man sprachlich auch als Spiegelung des jeweils anderen ausdrücken, genauso wie die Werke als Spiegelungen für etwas stehen können. Prokofiev für seine Zeit, Honegger für Emotionen und Ysaÿe für einen Blick auf die kunstsinnige belgische Königin Elisabeth, Namensgeberin des hochangesehenen Instrumentenwettbewerbs. Mit unterschiedlichen Ansätzen verstanden es die drei Tonsetzer, aus der scheinbar wenig inspirierenden Gleichheit der Instrumente jeweils genauso leichte und lebendige Komposition zu formen wie sie auch Musik hoher Qualität geworden ist.

Die beiden Geiger haben diese Aufnahme bereits 1999 in der Abtei Fontevraud eingespielt. Damit kann man kaum geeignetere Voraussetzungen vorfinden, um die drei emblematischen Kompositionen wahrhaft zu zeigen. Die Verbundenheit der beiden Geiger, die sich in einem ausgewogenen Miteinander zeigt, dass zwei Gleiche, aber keinen Gewinner kennt, zeigt die eng umschlungenen Linien der Stücke, die aus der Beschränkung der Vorgabe Musik edelster Natur hat entstehen lassen. Die Interpretationen stellen in leuchtenden Farben die Eigenarten und die Kunstfertigkeit der Komponisten heraus. Die allen Werken innewohnende Ausrichtung in tonale Freiheit wird von den beiden Protagonisten stark herausgeschält.

Obwohl die Aufnahme zwanzig Jahre alt ist, hat sie auch dank des Remastering nichts von ihrer Spontanität und Natürlichkeit verloren.

Raphaël Oleg and Frédéric Angleraux recorded this programme in 1999 at Fontevraud Abbey. In a perfect harmony they follow the closely entwined lines of the pieces. With bright colours their performances highlight the composers’ idiosyncrasies and craftsmanship. The orientation towards tonal freedom inherent in all works is strongly peeled out. Although the recording is twenty years old, thanks to a very good remastering it has lost nothing of its spontaneity and naturalness.

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