Voices of Defiance; Viktor Ullmann: Streichquartett Nr. 3; Dmitri Shostakovich: Streichquartett Nr. 2: Szymon Laks: Streichquartett Nr. 3; Dover Quartet; 1 CD Cedille Records CDR 90000 173; Aufnahme 03/2016, Veröffentlichung 10/2017 (73'06) – Rezension von Remy Franck

Schwer zu ertragen ist die Romanze in Shostakovichs Zweitem Streichquartett, so wie sie in dieser Interpretation des ‘Dover Quartet’ gespielt wird. Noch nie hat uns diese Musik so belastet, nie hat uns ein anderes Quartett in diesem Satz einen Schauer über den Rücken gejagt. Der Schmerz, die Trostlosigkeit sind enorm. Unmöglich, dabei nicht an den Tod von Ivan Sollertinski zu denken. Er war Shostakovichs bester Freund, und der Komponist schrieb im Februar 1944: « Es fehlt mir an Worten, um meine Verzweiflung auszudrücken…Ivan Ivanovitch ist nicht mehr unter uns. Es ist schwer damit weiterzukleben. » In diesem Licht ist hier die kurz nach diesem Verlust entstandene Romanze des Zweiten Streichquartetts zu sehen, denn das ‘Dover Quartet’ widerlegt alles, was bisher über das vermeintlich entspannte Werk zu lesen war. « Es ist ein heiteres und konfliktloses Stück », schreibt Shostakovichs Biograph Krzysztof Meyer. Er hat das ‘Dover Quartet’ nicht gehört!

Völlig verstört beginnt danach der Walzer, aus dem die Musik ganz langsam erwacht, als käme sie aus einem Traum. Aber genauso geister- und schattenhaft geht es weiter, selbst das Finale mit seinem volksliedhaften Thema ist fern aller Heiterkeit.

Das amerikanische ‘Dover Quartet’ beginnt sein Programm mit einer sehr intensiven Wiedergabe des 3. Streichquartetts des tschechischen Komponisten Viktor Ullmann, das 1943 im Konzentrationslager Theresienstadt komponiert wurde.

Abgeschlossen wird die CD mit dem 3. Quartett des polnischen Komponisten Szymon Laks, das 1945 entstand, nachdem der Komponist aus dem Vernichtungslager Auschwitz befreit worden war.

Kompromisslos unterstreicht das ‘Dover Quartet’ die Kontraste in diesem Werk, das tief in der polnischen Volksmusik verwurzelt ist, jedoch lebensfrohe Melodien neben herzzerreißende Themen stellt.

Die Violinisten Joel Link, Bryan Lee, die Bratscherin Milena Pajaro-van de Stadt und der Cellist Camden Shaw vertiefen auch hier die Expressivität der Musik extrem.

The Dover Quartet digs very deep in the music of Ullmann’s, Laks’s and Shostakovich’s quartets. The main work here, the Second Quartet by Shostakovich, is heard in a haunting performance, sending chills down the spine especially in the extremely dreary Romance. I can’t remember any other quartet playing this music like the ‘Dovers’ do.

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