Franz Schubert: Klaviertrios Nr. 1 und 2, op. 99 und 100; Paul Badura-Skoda, Klavier, Wolfgang Schneiderhan, Violine, Boris Pergamenschikow, Cello; 1 CD Gramola 99176; Aufnahmen 1984 & 1981, Veröffentlichung 09/2019 (76') - Rezension von  Remy Franck & Uwe Krusch

Gramola veröffentlicht die nunmehr schon über 35 Jahre alten Aufnahmen der beiden Klaviertrios von Franz Schubert mit dem kürzlich verstorbenen Paul Badura-Skoda sowie Wolfgang Schneiderhan (+2002) und Boris Pergamenschikow (+2004).

Remy Franck – Es sind dies Auseinandersetzungen auf hohem Niveau, die sich durch Homogenität, Klarheit, schön geformte Klänge und durchdachte Melodienstränge auszeichnen. So reif, ausdrucksvoll, klangschön und verinnerlicht hat man diese Kompositionen nicht oft gehört.

Dabei bestimmt inneres Maßhalten das Spiel der drei Musiker, so dass die Extreme der beiden Kompositionen, vor allem im Opus 100 wohl deutlich werden, aber in den Akzentuierungen und im Wechsel von Licht und Dunkel ganz natürlich wirken.

Das Trio Badura-Skoda-Schneiderhan-Pergamenschikow spielt auch im aufgefwühlteren zweiten Trio noch sehr lyrisch und mit viel Wärme, musikalisch-musikantisch selbst im Andante con moto, wo sich kein übertriebener Drang breitmacht, die Verzweiflung aber dennoch in vollster Leidenschaftlichkeit hörbar wird.

Das Trio op. 100 ist eine Liveaufnahme und hier gibt es bei Schneiderhan einige technische Probleme, aber ob der Intensität des Spiels sowie der Sensibilität der Musiker wird die ganze Spannweite dieser Musik deutlich.

Uwe Krusch: Diese kurz vor dem 92. Geburtstag des Pianisten veröffentlichte historische Aufnahme der beiden großen Klaviertrios von Franz Schubert mit drei legendären Musikern wurde zugleich quasi eine Ehrung, da Badura-Skoda kurz nach dem Datum der Veröffentlichung verstorben ist.

Sie zeigt die drei Musiker, die als legendäres Trio gelten, in zwanglos perfektem Meinungsaustausch, der sich nicht scheut, die großen Fragen menschlicher Natur in der Musik anzusprechen. So etwa entwickelt sich das Andante con moto des zweiten Trios zu einem ebenso inniglichen wie freudig in die Zukunft blickenden Satz. Die Ausgewogenheit zwischen den Stimmen in ihrem Spiel erlaubt genauso solistische Alleingänge wie sich umarmendes Miteinander.

Die Aufnahme von 1984 ist technisch angegraut, aber ansonsten ohne Fehl und Tadel.

Nun hat uns auch der letzte dieser drei besonderen Musiker verlassen, so dass deren große Kunst nur noch aus der Konserve erlebbar ist. Immerhin durfte der Rezensent diese drei, mit dem Kernrepertoire von Badura-Skoda, also Beethoven, Mozart und dem ersten Trio auch dieser Aufnahme, vor mehr als dreißig Jahren noch selbst erleben. Momente, die in der Erinnerung haften bleiben.

Gramola publishes the now over 35 year-old recordings of Schubert’s piano trios with the recently deceased Paul Badura-Skoda as well as Wolfgang Schneiderhan (+2002) and Boris Pergamenschikow (+2004). These are high level performances combining homogeneity, clarity and beautifully formed sounds. The compositions have not often been heard as mature and expressive, though a certain inner restraint determines the playing. This means that every change of mood, especially in Opus 100, becomes audible, but accentuations as well as the alternation of light and darkness seem quite natural.
The trio plays very lyrically even in the more agitated second trio, and with a lot of warmth and without any rush in the Andante con moto, where the despair becomes audible in full passion.
The Trio op. 100 is a live recording and there are some technical problems with Schneiderhan here, but with the intensity of the playing and the sensitivity of the musicians this is not really impairing the overall impression.

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