Bela Bartok: Divertimento; Johannes Brahms: Streichquintett Nr. 2 op. 111; Amsterdam Sinfonietta, Candida Thompson; 1 CD Channel Classics CCS37518; Aufnahme 04+12/2016, Veröffentlichung 22/06/2018 (55'26) – Rezension von Remy Franck

Wenn der Musiktitel ‘Divertimento’ ein unterhaltsames Stück ankündigen soll, ist er in Bela Bartoks ‘Divertimento’ nur sehr begrenzt im letzten Satz passend, und selbst da stellen sich Fragen, wenn man eine Interpretation hört wie die der ‘Amsterdam Sinfonietta’. Diese spielt das ganze Werk mit einer kontrollierten und gezügelten Leidenschaftlichkeit, deren hintergründige Kraft umso stärker auf den Hörer einwirkt – am deutlichsten spürbar ist das wohl in dem schaurig-düsteren 2. Satz der hier extrem eindringlich wird.

Das Zweite Streichquintett von Johannes Brahms interpretiert die ‘Amsterdam Sinfonietta’ mit vollem Streichorchester. Dass das Werk belanglos werden könnte, war bei dieser Truppe nicht zu erwarten. Es ist ja auch ein sehr ambivalentes Werk. Der 57-jährige Brahms sah damit nämlich sein kompositorisches Schaffen für abgeschlossen an. An seinen Verleger Simrock schrieb er: « Mit diesem Brief können Sie sich von meiner Musik verabschieden, denn es ist sicherlich Zeit zu gehen.“ Das stimmte letztlich nicht, und es sollten nach dem Opus 111 noch 11 weitere Werke folgen.

Im Grunde ist das Quintett kein trauriges Werk, aber es ist auch kein Kind der Freude. Die ‘Amsterdam Sinfonietta’ schärft die Kontraste, bringt Heiteres wie Düsteres, Melancholie wie Ironie wirkungsvoll zum Ausdruck. Der Abschiedsgedanke kommt in dieser tiefempfundenen Aufführung jedenfalls musikalisch voll Tragen.

Faszinierend ist auch (wie schon im ‘Divertimento’) das perfekte Ausbalancieren der Instrumentengruppen, nicht zu reden von der klanglichen Kohärenz und Präzision des perfekt aufeinander eingespielten Ensembles.

With Sinfonietta Amsterdam, Bartok’s Divertimento is the musical translation of the composer’s deeply worrying state of mind at the moment when he wrote the piece. The Brahms Quintet played in a full string orchestra version is not easy going either. Candida Johnson’s team sharpens the contrasts between cheerful and dark thoughts, between melancholy and irony. Technically, the playing is first rate.

 

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